Seit Tagen verschieben wir nun die Weiterreise und leben stattdessen ein „WG Leben“ beim Chris in Nairobi… Insgesamt sind wir rund 10 Leute, aber die Gemütlichkeit und der Spaß in Chris Haus sorgen dafür, dass niemand nach den Strapazen der letzten Monate so wirklich Aufbruchsstimmung verbreitet. Dennoch, vor uns liegt ein Land der Superlative: der Tierreichtum der Serengeti, das tropische Zansibar, der höchste Berg Afrikas und nicht zu vergessen die Kultur der Tansanier.tanzania_klein_15

Abenteuerlustig brechen wir am 6. August auf und machen uns auf den Weg Richtung Amboseli Nationalpark. Sandpisten, Wurzeln und Steine strapazieren Muli auf unserer ersten gemeinsamen Auslandsreise, und erst abends erreichen wir schließlich den Grenzübergang „Loitokitok“. Zum Glück ist Muli Kenianer, denn die Grenze ist für Touristen geschlossen. Wir aber haben Glück, der einzige Wehrmutstropen ist die Abgabe von Mulis Logbuch…
Tanzania
 
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Bereits einige Meter nach der Grenze wechselt die Landschaft und üppig grüne Vegetation breitet sich vor uns aus. In Serpentinen schlängeln wir uns durch nicht mehr enden wollende Bananenplantagen und schlagen schließlich am Bananenmarkt zu. Die Menschen sind nett und wir überlegen zu bleiben, doch unser Ziel ist das tansanische Gebirge, konkret die Usambara Mountains, und so fahren wir weiter. ..

Erneut kurven wir über Serpentinen und Nadelbäume, Palmen, Aloe Vera und Farne säumen den Weg. Als wir schließlich Lushoto erreichen, dauert es dann auch nicht lange, und wir wandern mit einer Horde Kinder über Bäche und durch Dschungel. Die Menschen sind fröhlich und beim Rückweg stoßen wir unerwarteter weise in der Dorfkirche auf einen Gospelchor. Beeindruckt lauschen wir dem Treiben, freuen uns über die exotische Früchte, welche wir geschenkt bekommen, und empfinden, wie sooft auf dieser Reise, tiefe Dankbarkeit hier zu sein.
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Erst Tage später verlassen wir die Berge, schließlich waren wir schon seit Wochen nicht mehr im Internet und das schlechte Gewissen gegenüber unseren Eltern nimmt immer mehr zu.  Wir entschließen uns auf schnellstem Wege nach Tanga zu fahren, wo wir gerade die Ortseinfahrt passieren, als wir nur noch einen lauten Knall vernehmen! Ein Motorradfahrer, der uns von links überholt, scheitert am  Überholmanöver und stürzt neben uns in den Straßengraben! Oh Schreck!

Von überall her strömen die Menschen und in kürzester Zeit sind wir von einer Menschentraube umzingelt. Wir können uns kaum verständigen, aber es ist ziemlich offensichtlich, dass wir hier nicht so einfach weiterfahren können. Gerade noch können wir Muli versperren und ich kann den Schlüssel in Sicherheit bringen, als wir auch schon nach der Polizei rufen.

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Minuten, die sich anfühlen wie Stunden, später sind auch schon die Ordnungshüter vor Ort und begutachten ziemlich uninteressiert die Schäden und die Bremsspuren. Kurz darauf finden wir uns im örtlichen „Polizeipräsidium“ ein, wo wir Stunden lang rumsitzen, während der Bulle auf der einzigen Schreibmaschine des Hauses unsere Daten aufnimmt. Erst abends teilt er uns dann mit, dass - sofern wir uns am Montag nicht finanziell mit der gegnerischen Partei einigen - Andi in den öffentlichen Dienst eintreten muss. Zudem behält er natürlich zwischenzeitlich Andis Führerschein ein…

Oh mann – so haben wir uns den Tag nicht vorgestellt… immer noch aufgeregt stürmen wir aus der Polizeihütte, froh dass wir alle noch leben, aber immerhin…  Morgen ist mein dreißigster Geburtstag und da wir im Augenblick sowieso nichts machen können, fahren wir noch abends zum nächstgelegenen Strand und schlagen unsere Zelte am Peponi beach auf.

Ernsthaft dreißig … bereits in aller Früh unternehmen wir einen Strandspaziergang und werden fündig: eine Nuss, so groß wie ein Ball! Unsere heutige Fete ist damit gebongt, wir verbringen den Tag mit Nuss-Ballspielen, schwimmen und frischen Meeresfrüchten ;-)

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Tags darauf hilft alles nichts und wir müssen nach dem Unfall mit Muli zur Reparatur. In Pangani, einem kleinen Fischerdörfchen, wird uns auch sofort weitergeholfen und als wir endlich mittags zurück sind, steht doch glatt so ein Verrückter vor unserem „Ferrari“ und lacht sich kaputt. Roberto, ein Italiener, hat sich hierher verirrt und verbringt mit seiner Frau gerade die Flitterwochen (1 Jahr Transafrika). Sofort lädt er uns auf Pasta und Wein ein, und gemeinsam mit einem weiteren Pärchen verbringen wir ein supernettes Mittagsessen.

Einige Gin Tonics später ist es dann soweit und die Männer beschließen unser Abendessen heute selbst zu fischen. Alberto taucht in knappem Höschen auf, mit Handschuhen, Schuhen und einer Fischgun. Wir lachen uns schlapp, als die drei das Meer durchwaten, zumindest solange, bis sie tatsächlich mit einer Krabbe und 2 Tintenfischen wieder auftauchen. Während Pina und ich schon ein Tintenfisch Sugo vor uns sehen, muss Simone jedoch fast kotzen ….

6 Uhr morgens und wir machen uns auf den Weg zum Polizeipräsidium. Die letzten Tage waren so nett, dass wir beinah vergessen haben, in was für einer Situation wir uns eigentlich befinden. Mit flauem Gefühl in der Magengegend parken wir beim „Präsidium“, wo wir sofort weitergefahren werden. 08:30 Uhr und zum ersten mal in unserem Leben befinden wir uns in einem afrikanischen Gerichtsgebäude. Terri, der Motorradfahrer, ist noch nicht anwesend und wir erklären dem Bullen, dass wir natürlich sehr wohl zu einem Kompromiss bereit sind. Als Terri endlich auftaucht, werden sich Andi und er auch betragsmäßig sofort einig. Da es jedoch noch dauert bis die Akte abgeschlossen ist, verkrümmle ich mich in der Zwischenzeit in den Muli. Durch die Fensterscheibe beobachte ich die Strafgefangen, die jeweils zu zweit angekettet (!) vor meinem Auge erscheinen und fühle mich plötzlich wie in einem alten Film.

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Stunden vergehen und ich bin eingeschlafen, als plötzlich Andi vor mir steht. Jeweils einen Bullen zu seiner linken und seiner rechten begrüßt er mich mit den Worten: „Hase, ich stehe vor Gericht“. Wow, das hat gesessen und  Andi erläutert weiter, dass die Akte dem Richter übergeben wurde, das Geld für den Kompromiss rückerstattet wurde und er sich jetzt eben in einer Verhandlung befinde. Zum Glück konnte er dem Richter glaubhaft machen, dass er kein Englisch versteht, weshalb ich als Übersetzerin dabei sein kann. Als er mir dann noch zuraunt, dass Terri meinte es  sei so üblich, dass bis zum endgültigen Urteil beide (aneinandergekettet) in den Knast wandern, trifft mich doch beinah der Schlag.

Wir betreten den Verhandlungssaal, wo ich gerade loslege den Richter von dem Riesenirrtum der hier passiert, zu überzeugen, als dieser mir ziemlich unbeeindruckt ein Anklageprotokoll vorlegt. Ein Anklageprotokoll welches beinhaltet, dass Andreas Thaler vom Stamm der Österreicher (!) wegen vorsätzlicher schwerer Körperverletzung angeklagt ist! Unmissverständlich erläutert mir der Richter, dass meine Funktion hier ausnahmslos in der Übersetzung (und keinesfalls in der Stellungnahme) liegt und ich Andi dies nun vorlesen solle, damit er unterschreibt! Wieder versuche ich etwas hinzuzufügen, doch der Richter wird immer schroffer und stellt mich bloß. Ich wage einen weiteren Versuch, der diesmal mit einer Erklärung des tansanischen Rechtssystems und einer Strafandrohung endet. Die Lage wird immer verzwickter und Andi meldet sich dazwischen, um dem Richter mitzuteilen, dass wir in 2 Tagen nach Europa fliegen. Wieder verschärft sich die Lage, denn der Richter meint nun, er mache eine Falschaussage um die Geschichte schnellstmöglich zu beenden. Nochmals schalte ich mich ein, doch als ich mit Andreas Deutsch spreche reißt dem Richter der Geduldsfaden, und nicht nur ihm, mir auch! Ich springe auf, murmle was von Anwalt und Botschaft und möchte gerade den Saal verlassen, als er mich auf meinen Platz verweist. Unmissverständlich erklärt er uns die tansanische Vorgehensweise bei so einem Tatbestand. Da jedoch aufgrund der vielen Augenzeugen unsere Karten sowieso äußerst schlecht stehen, platze ich mit den korrupten Bullen und dem korrupten System hervor. Und dann passiert das Unerwartete: der Richter verlangt von uns einen geringeren Betrag als zuvor mit Terri vereinbart, sagt, er hoffe wir sind nicht von Tansania enttäuscht und entlässt uns mit den Worten : „Karibu in Tansania“ (Willkommen in Tansania).

Überglücklich holen wir den Führerschein ab, und vor dem Gerichtsgebäude umarmen sich Terri und Andi und können ihr Glück noch gar nicht richtig fassen. Terri lädt uns schließlich zu sich nach Hause ein, doch wir wollen nur mehr weg von hier. Erst als wir abends unser Zelt auf den northern beaches von Dar aufschlagen, lässt die Anspannung so richtig nach.

Den nächsten Tag belohnen wir uns dann mit einem ausgiebigen Einkauf und schnappen die Fähre zu den southern beaches von Dar es Salaam. Unglaublich, dass wir so nah an der Hauptstadt auf einem Strand verweilen, der uns beinah allein gehört. Andi bastelt am Muli rum, wir plantschen im Meer und gönnen uns zwei neue Kassetten. Zudem schließen wir Freundschaft mit einem Floh-Hund und 2 Typen, mit denen wir die kommenden Tage gemeinsam grillen und chillen.

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Die Jungs müssen weiter und wir schließen uns an … alles gepackt machen wir uns in aller Herrgottsfrühe auf den Weg nach Morogoro. Es gießt aus Kübeln, Muli lässt Wasser durch und so starten wir doch gleich nach Iringa. Die Gegend ist äußerst grün und relativ dünn besiedelt, überall finden sich Kirchen und Moscheen und es scheint, als ob eine neue Ära der Kolonialisation angebrochen ist. Endlich erreichen wir ein camp und wen treffen wir? Genau, unsere 2 Italiener vom Peponi beach. Die Freude ist groß und gemeinsam mit Pina und Alberto verbringen wir einen lustigen Abend.

Nach einem langen gemeinsamen Frühstück fahren wir nochmals in die Stadt, wo Andi gestern seine Geldtasche verloren und wieder rückerstattet bekam. Wir kaufen eine Reggae Kassette und starten sogleich weiter zum Ismilia Stone age, wo riesige Sandformationen aus dem Boden ragen. Die Gegend wirkt wie auf einem anderen Planeten, einfach der Wahnsinn.

Auch unser nächstes Ziel birgt eine völlig neue Landschaft. Dazu ist aber zunächst Mulis offroad Tauglichkeit gefragt, denn wir wollen zu einem Kratersee im Regenwald. Seit der Australien Reise sind Regenwälder für mich immer wieder ein Highlight – so auch diesmal! Vorerst drängt uns nichts zur Weiterreise, doch bald fahren wir nach Matema, unseren letzten Stopp in Tansania, welcher bereits am lake nyassa liegt. Es wundert uns, aber lake Nyassa bezeichnet man den Teil des Malawisees, der im tansanischen Gebiet liegt… egal, wir freuen uns darauf!

tanzania_klein_25 tanzania_klein_32 tanzania_klein_28 tanzania_klein_27 ...weiter in der Reise nach Malawi...
Viele Wochen sind vergangen, seit dem wir zum letzten mal ostafrikanischen Boden betreten haben…es ist mittlerweile November und viele Länder und Abenteuer liegen hinter uns. Wieder machen wir uns auf den Weg nach Mbeya und sind völlig fasziniert von der Schönheit des Landes. Gebirge, satt grüne Wälder, winzige Manyattas, pulsierendes Leben – beinah hätten wir vergessen wie schön Ostafrika ist. Wir stoppen und beobachten die Menschen und das rege Treiben. Als wir dann abends bei den Priestern Unterschlupf finden, haben wir das Gefühl, als würden wir das Land nochmals völlig neu kennenlernen und doch gleichzeitig Nachhause kommen. Bereits am nächsten Morgen brechen wir auf und fahren abermals nach Iringa. Auch Muli scheint zu wissen wo wir sind, und ohne Pannen erreichen wir das eingeplante Waisenhaus. Bezaubert von der Landschaft und den unzähligen Baobab Bäumen halten wir an jeder Ecke um Fotos zu schießen, und somit ist es schon recht spät abends, als wir endlich Iringa erreichen und den Abend bei einem Lagerfeuer ausklingen lassen. So sehr wir es genießen, wir müssen weiter! Bereits seit tausenden Kilometern sind wir mit Mulis kaputter Nuss unterwegs, von Mozambique über Südafrika, Namibia, Botswana und Zambia. Also starten wir recht früh morgens los und werden im Mikumi Nationalpark von Elefanten, Warzenschweinen und Giraffen überrascht. Gleich im Anschluss bietet sich dann eine weitere Überraschung: Wir treffen auf Maasai, welche bereits seit 20 km zu Fuß unterwegs sind, und plaudern eine Weile mit ihnen. Dabei erfahren wir auch den Grund ihres langen Fußmarsches: eine Hochzeit, in 5 km Entfernung! Bereits nach wenigen Kilometern hören und sehen wir auch schon eine Horde von Menschen Trommeln, Klatschen und Tanzen. Sofort werden wir mit „Karibuni, welcome my friends“ eingeladen und aufgefordert mitzufeiern!
 
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Irgendwann verabschieden wir uns und reisen nach Morogoro weiter. Auch hier pulsiert das einzigartige afrikanische Treiben und wir fühlen uns sofort wohl in der Stadt. Gleich am nächsten Morgen brechen wir zum Einkaufen auf und landen schlussendlich auf einer Veranstaltung. Als Andi Fotos knipst wird er sofort aufgefordert auf ein Auto aufzuspringen, um ein bessere Sicht zu erzielen und somit sitzen wir mit zig Personen auf einem Pick up und folgen den Vorstellungen. Alles ist in bester Ordnung, als plötzlich ein Typ mit einem Mikrofon auf uns zukommt, mich Huckepack nimmt und mit mir ins Zentrum des Geschehens wandert. Mit knallrotem Kopf häng ich also an den Schultern des Kerls, als dieser mich schließlich vor versammelter Masse fragt, ob ich ihn heiraten möchte! Oh mann, so hab ich mir meinen ersten Heiratsantrag nicht vorgestellt ;-)
 
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Endlich in Dar beschließen wir für eine Woche nach Zanzibar zu überstellen. Die Beschaffung von Mulis Ersatzteilen stellt sich als längerer Prozess heraus und somit bleibt Muli in der Stadt und wir begeben uns auf die Fähre.

Wieder zurück müssen wir leider feststellen, dass Muli einfach ein Kenianer ist … wir verbringen den Tag beim Mechaniker, doch außer einer neuen Batterie gibt s auch in Tansania für unseren Weggefährten keine Hilfe. Daher müssen wir schleunigst weiter und landen beim Peponi, wo wir vor Monaten Pina und Alberto kennengelernt haben, meinen 30. Geburtstag gefeiert haben und das Wochenende vor Andis Gerichtsprozess verbracht haben. Wir grillen einen wunderschönen (und leider auch super leckeren) Papageifisch, riesige Lobster und befinden uns am Höhepunkt des Kulinarischen auf dieser ganzen Reise. Der nächste Tag steht dann ganz im Zeichen des Mulis… wir schmiergeln und bemalen ihn den ganzen Tag, abends wirkt er dann wie frisch geliftet.

tanzania klein 46 tanzania_klein_48 Nun ist es nicht mehr weit bis zur Grenze… als wir Moshi erreichen (und wiedererkannt werden ;-) erleben wir jedoch einen Ausblick, der uns bis dato in dieser Form noch nicht vergönnt war: ein wolkenloser Ausblick auf den Kilimanjaro. Noch einige Stunden offroad über Schlaglöcher, humps, kleine Dörfchen, Bananenplantagen und Menschenkarawanen und schon stehen wir in Kenia!
Ähm – wo war denn hier die Grenze?  Wow – wir haben das Unglaubliche geschafft und stehen doch glatt illegal in Kenia, wo der 30 km/h schnelle Höllenritt weitergeht…. Auch als wir Stunden später endlich die Hauptstraße erreichen, ist von einer Besserung der Straßenbedingungen keine Rede. Steinkorrugationen und umgekippte LKWs treten anstelle von Löchern, Steinen und Wurzeln. Erst nach sage und schreibe 11 Stunden Fahrt für eine Distanz von 250 km erreichen wir komplett erschöpft Nairobi!
 

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