Madagaskar
Nach einem supernetten Abend mit unseren Freundinnen Heike und Yvonne inklusive 15 stündigem non stop Plaudern steigen wir ins Flugzeug Richtung Antanarivo, Madagaskar (August 2014). So wirklich geplant war diese Reise ja eigentlich nicht, aber da sich unser Autokauf in Südafrika heuer nicht realisieren lässt, freuen wir uns riesig auf die viertgrößte und weltweit einzige afro-asiatische Insel.
Hier wird nicht nur alles Mögliche feilgeboten, sondern Waren werden mittels Ochsenkarren transportiert (Ochsenkarren sind hier übrigens das Haupttransportmittel), Menschen verdienen ihr Geld als Rikshas und dienen dabei zu Fuss (!!!) als Transportmittel (wer kennt nicht die Rikshas aus Asien?! Hier werden jedoch statt der Fahrräder die eigenen Beine zum Laufen eingesetzt), Ziegel werden gebrannt, mit Harpunen bewaffnet wird in der Stadtkloake gefischt, Frauen prostituieren sich, Reisfelder werden bewirtschaftet - kurzum, jeder versucht irgendwie seinen Lebensunterhalt zu sichern.
Doch wer glaubt dies beeinträchtige die Lebensfreude der Bevölkerung irrt sich, denn nur selten haben wir so fröhliche, hilfsbereite und offene Menschen wie in Madagaskar getroffen. Madagassen scheinen den Humor und die Lebensfreude gepachtet zu haben, gepaart mit einem ausgesprochen liebenswürdigen Gemeinschaftssinn, bei dem man auch als „Vazha“ (Fremder)nicht außen vor bleibt. So fühlen wir uns trotz allem nicht unwohl in diesem Moloch, das nicht nur superschöne Märkte hat, sondern uns vor allem dank der unaufdringlichen und supernetten Menschen eine Vorfreude auf die bevorstehende Reise verschafft.
Nach einem spannenden Tag in der Hauptstadt erfolgt dann am Morgen des nächsten Tages die Übergabe unseres Mietautos. Dazu müssen wir zuerst in die Stadt um mit unserer Visakarte irgendwie Geld zu beschaffen, was gar nicht so einfach ist. Das Land ist spottbillig und 100 Euro abzuheben ist das Maximum, was der Bankomat für uns ausspucken kann. Aber egal, dank unserer südafrikanischen Rand geht sich die Kaution zumindest zu 50% aus. Was für ein beschissener Schlitten! Ein riesiger, total fertiger Toyota – Andi meint noch niemals so ein kaputtes Fahrzeug nur annähernd gefahren zu haben. Doch die Auswahl ist nicht sonderlich groß hier und wir bezahlen und hauen ab.
Überall gehen Menschen, fahren mit ihren Ochsenkarren und wir tuckern im Schrittempo Richtung Nordwesten. Kinder laufen auf uns zu, begrüßen uns mit Bonjour (und wollen nichts von uns, schon fast komisch…) und endlich winden wir uns in Serpentinen entlang des Hochlandes. Das Hochplateau ist extrem abgeholzt und die Landschaft wechselt nur langsam in eine karge Graslandschaft. Ab und an bettelarme Dörfer, unzählige Hügel in denen immer wieder eingebettet Reis- und andere Felder kunstvoll angeordnet sind und wir unterwegs mit einer Karre, die mehr schwimmt als fährt. Fahren bedeutet sich Zeit zu nehmen – „mora mora“ wie die Madagassen sagen – und erst abends erreichen wir Maevatanana, ein Ort im Tiefland. Hier pulsiert wieder das Leben und das Dorf ist ein einziges Markttreiben.
Bereits gestern hat Andi die ersten Autoprobleme behoben und so fahren wir zuversichtlich und zeitig am Morgen des nächsten Tages weiter. Wieder passieren wir hübsche Dörfer, halten an den Garküchen für leckere Snacks und 60 km nach der Abzweigung Majunga -Diego startet Andi einen Überholvorgang. Erfolglos! Das Auto vor bzw. neben uns weicht nach links einem Schlagloch aus und der Rest erfolgt in Sekundenschnelle. Andi rudert, versucht das Auto zu bremsen und gegenzulenken und wir rasen mit 80 km/h den steilen Abgrund neben der Straße runter. Das Auto überschlägt sich und dann schlagen wir nach 1,5 überschläge auf dem Boden auf.
Andi oben, ich als Beifahrerin kopfüber unten … erst als Andi brüllt ob ich noch lebe wissen wir beide, DASS wir noch auf dieser Erde sind… !
Wir kriechen aus dem Auto, beide unter Schock und überall um uns sind Menschen, die uns auf madagassisch fragen, ob noch eine Person im Auto ist. Das Auto ein Totalschaden, total kaputt ... Schock! Wir sind in einen „Lehmstadl“ gerast, zum Glück haben wir keinen verletz, geschweige denn dass wir ein Kind oder sonstwen totgefahren haben. Auch sind wir aus dem Fahrzeug lebendig ausgestiegen, ohne schwerere Verletzungen, obwohl schnell klar wird, dass wir mit einem kleinen Auto den Unfall wohl kaum überlebt hätten!
Blitzschnell wird uns alles was herumliegt fein säuberlich zugetragen und jeder ausser uns packt an. Ein LKW Fahrer stoppt und alles Weitere wird vom Fahrer regelt. Männer, Frauen - alle helfen mit und versuchen die Karre mittels eines Seils auf die Reifen zu drehen. Dennoch… das Dach, die Beifahrerseite … unbeschreiblich. Und wir? Wir stehen unter Schock, sprechen kein Madagassisch und schlechtes Französisch und liegen uns erstmals nur in den Armen, überglücklich dass wir leben und dass wir alle Glieder dran haben. Hier gibt’s keinen Krankenwagen, der nächste Arzt ist einen Autofahrtag entfernt…. Kurzum, wir stehen mitten im Nirgendwo.
Doch hier, mitten im Busch, funktionieren auch wir beide weiter … der LKW Fahrer ruft unseren Autovermieter an, währenddessen wird am Auto geschraubt, geklopft… Wahnsinn! Um mich sitzen alle Kinder des Dorfes und ich übe mich in Madagassisch, zeige ihnen ein Foto mit Schnee aus Tirol und so anstrengend es ist, niemand ist aufdringlich sondern alle sind sehr besorgt um uns und helfen uns selbstlos.
Erst später machen sich unsere Schmerzen bemerkbar, können wir doch Kopf und Genick kaum bewegen, doch da ist das Auto auch schon „abschleppbereit“. Der LKW Fahrer will uns in das nächste Dorf abschleppen und so geht es auch schon weiter … noch ein Beitrag an die Dorfkassa, eine Riesenfreude seitens der Bewohner und froh, dass keiner von uns beiden schwerer verletzt ist, brechen wir auf. Eine ärztliche Versorgung in Regionen wie dieser ist nicht vorhanden und generell hätten wir grobe Bedenken aufgrund der hygienischen Standards in Madagaskar und der rasant steigenden HIV Quote- aber wir hatten ja Glück. Erst viele Stunden später nach zahlreichen Stopps erreichen wir dann das Dorf und fröhnen einer besonders miesen Nacht– dank der durchgelegenen Matratze und den Liebesspielen unserer Nachbarn.
Am nächsten erreicht unser Autovermieter inklusive seiner gesamten Familie unser Dorf. So einfach wie gedacht ist unser Unfallfahrzeug nicht abschleppbar und Stunden später sitzen wir daher im Minibus nach Tana.
Diesmal begeistern uns die sanft gewellten Hügel noch mehr als bei der Hinfahrt und wir erfreuen uns an dem wundervollen Sonnenuntergang. Auch diese Freude wird bei Andi jäh unterbrochen. An Stelle von Freude treten Magenschmerzen, welche in unserer Unterkunft in Tana erst so richtig zum Ausbruch kommen - und zwar mitten im Restaurant. So übergibt sich Andi gleich mal anständig vom Tisch bis in die Küche und gibt sich dann einem Schüttelfrost inklusive Fieber hin. Essensvergiftung! Die letzten Tage hatten wir ja dank nicht vorhandener Alternativen nur Straßenessen zu uns genommen, die Quittung dafür ließ also nicht lange auf sich warten.
4 Tage Erholung waren angesagt, bevor unser Abenteuer weiter ging, oder besser gesagt unsere Flucht aus Tana. Unser Autovermieter (der ja eigentlich keiner ist) will nämlich noch mehr Moneten von uns und da wir Tana nun sowieso schon ausgiebig erkundet haben, lagern wir einen Großteil unseres Gepäcks unter und machen uns auf den Weg zum Busbahnhof. Unser Ziel ist der Andasibe-Mantadia Nationalpark, um endlich einen Einblick in die Flora und Fauna der Insel zu erhalten.
Gemeinsam mit unseren gerade kennen gelernten Freunden Riccardo und Sandra kurven wir bald die Serpentinen Richtung Osten entlang, vorbei an Reisfeldern, lieblich gestalteten Dörfern und fruchtbaren Anbaugebieten. Während wir auf der Fahrt in den Nordwesten defintiv das Gefühl hatten in Afrika zu sein, ändert sich dies auf der Ostküste und wir fühlen uns wie in Asien. Unfassbar, hat man doch das Gefühl plötzlich in einem anderen Land zu reisen. Kurve um Kurve wird es grüner und satte Landschaften treten anstelle der rauen Öde des Westens.
Endlich angekommen treffen wir vor unserer Unterkunft auf die ersten braunen Lemuren und Baumriesen. Im Bretterbudenshop des armen Dörfchens trauen wir uns schließlich sogar Fleischspießchen und Moufgache zu … hoffentlich ist unsere Misere nun zu Ende.
Der 3 km hallende Schrei der Indri, der größten Lemuren der Welt, lassen uns schon fast zum Parkeingang laufen, wo wir mit Jean Claude und unseren 2 Freunden auf Tour gehen. Nur hier kann man diese Lemurenart erspähen, die im Zoo nicht überleben würde und pro Familie eine Fläche von 5000 Ha benötigt.Doch zunächst erspähen wir keine Indris sondern braune Lemuren, schlafende Makis und erst dann springen die ersten Indris über unseren Köpfen von Ast zu Ast. Hinzu gesellen sich Diadem Sifakas und andere Lemuren. Jean Claude ahmt die Laute der Tiere nach und nicht nur Lemuren, sondern auch Vögel, Frösche usw. gesellen sich dank ihm zu uns. 4 Stunden wandern wir durch einen der letzten Primärwälder Madagaskars, die allesamt nur mehr sehr kleine Fläche vereinnahmen.
Korruption, illegale Abholzerei, die Verpachtung von Land an ausländische Staaten (welche endlich Platz für den Anbau von Mais und Raps gefunden haben;-) usw. haben die Schutzflächen auf ein erschreckend geringes Ausmaß reduziert. Madagaskar zählt somit zum Land mit der höchsten Dringlichkeit die Biodiversität zu schützen – leider entspricht dies jedoch nicht der Dringlichkeit des Präsidenten…
Abends gönnen wir uns dann noch einen Nachtspaziergang und latschen mit Jean Claude durch den Wald. Belohnt werden wir mit Mausmakis, Wollmakis, Fröschen , einem Chamäleon ;-)
Das Glück ist uns hold denn dank unseren Zechereien mit unseren Freunden und der miesen Matratze verpennen wir unsere geplante Zugfahrt. Also rein in den propevollen Minibus und los geht’s nach Tamatave. Abgeholzte Regenwälder, krasse Serpentinen, Regengüsse … endlich in Tamatave, treffen wir unsere spanischen Freunde wieder und planen gemeinsam zum Lac Ampitabe zu fahren. Doch dazu kommt es nicht, denn der Zug den wir ansteuern ist auf dem Weg entgleist. Was für ein Glück, wollten wir doch genau mit diesem Zug nach Tamatave fahren. Auch wenn hier irgendwie alles anders kommt als wir denken und wir nicht mehr zum Lac fahren können, einem Zugunglück sind wir ausgestellt! Doch was tun hier im Osten wo es Tag und Nacht regnet? Nichts, also kehren wir abermals nach Tana zurück, entlang üppig grüner Natur und den Ständen mit den wundervollen tropischen Früchten.
Westen – wir riskieren es auf ein Neues. Doch diesmal ist unser Ziel Morondava, wofür uns zuerst auf den Weg nach Antsirabe machen. Diesmal wirkt das Hochgebirge reicher als auf der Fahrt in den Nordwesten, was vermutlich an den vielen terrassenartigen Anbaufeldern liegt. Auch Antsirabe präsentiert sich als äußerst entspannte Stadt, mit vielen kleinen Kunsthandwerkgeschäften und alten Kolonialgebäuden. Gerade hier gibt es unendlich viele Lauf-Rikshas, was bei der Kälte am Abend und in der Nacht ein noch härterer Job als sonstwo ist. Wieder sind die Menschen ein Hammer und ein netter Künstler beschenkt uns sogar mit einer Musik CD.
Mit Glück ergattern wir eine Mitfahrgelegenheit in einem Allradfahrzeug nach Morondava und geniessen die Fahrt entlang einer kunstvoll angelegten Kulturlandschaft. Desto westlicher, desto afrikanischer entpuppt sich die Landschaft …Savanne, Lehmhüttchen, Minimärkte eingerahmt in rosa schillerndes Gebirge. Flüsse in denen Kinder baden, Zebus, Ziegen und kurz vor Morondava die ersten Baobabs. (In Madagaskar gibt es 9 dieser einzigartigen Bäume, am afrikanischen Festland insgesamt nur 2!).
Die Halbinsel Nosy Kely, wo wir stranden, gefällt uns und wir enden in einer kleinen einheimischen Bar. Hier pulsiert wieder das Leben und trotz 12stündiger Fahrt sind wir glücklich, es hierher geschafft zu haben. Die Halbinsel, welche vor allem als Urlaubsdomizil von der reichen madagassischen Oberschicht frequentiert wird, entpuppt sich die nächsten Tage als äußerst interessanter Ort. Weniger als Strandidylle, denn wie so oft in Entwicklungsländern dienen die überwiegenden Strandabschnitte als öffentliche Toilette und ähneln einem Minenfeld und laden daher nicht zwingend zum Baden ein, sondern vielmehr erstaunt und begeistert uns der Lebensrhythmus hier. Vor allem der ausgewiesene Badeabschnitt ist ein Highlight, wenn alles und jeder Fussball spielt und Huhn, Mensch, Schwein und wer oder was auch immer herumtollt. Männer spielen fanatisch mit ihren Zöglingen, überall gibt’s leckeres Selbstgemachtes zum Kauf und hier geht wirklich die Post ab. Das Essen ist genial, nicht nur das wir hier auf Lobster mit sage und schreibe 3,2 kg(!) treffen, generell gibt’s hier frisch gekochte Meeresfrüchte zum Schnäppchenpreis. Hier, im kulinarischem Himmel gönnen wir uns dann auch beinah 3 x täglich Variationen von Riesengarnelen, Lobstern, Krabben und co. und als wir David und Alex kennenlernen, mieten wir uns gemeinsam ein Auto für die Fahrt zum Wahrzeichen von Madagaskar, dem Nationalpark Tsingy de Bemahahra.
Gut dass man vieles nicht im Vorhinein weiss, denn die Fahrt dorthin ist die Hölle, trotz Allradfahrzeug. Passieren wir zunächst noch die berühmte Baobab Allee mit ihren verschiedenen Vertretern der Baobab-Spezie, wird bereits Richtung Trockenwald von Kirindy die Piste erheblich schlechter. Dennoch, der erste Fahrtag entpuppt sich dank des Waldbesuches und einer längeren Fährfahrt noch als recht bequem. Erst abends hat die Ruhe ein jähes Ende, stellen wir doch zu viert fest, dass wir vergaßen Geld abzuheben! Gibt’s nicht! Ausserhalb von Morondava gibt es weder Bank noch Bankomaten und eine viertägige (Höllen)tour ohne sich den Nationalpark leisten zu können…?
Wir können es kaum fassen und bei einem letzten Bier (Simones letzter Geburtstagsschluck) beschließen wir, auf gewisse Annehmlichkeiten wie Frühstück, Mittagessen und Unterkunft zu verzichten. Unser Geld reicht wenn wir ganz bescheiden leben für 3 Nächte im Zelt, Bananen, Wasser und pro Person einem Abendessen, selbstverständlich ohne Getränk und nur wenn es unter 2 Euro kostet. Also, let s go!
So fahren wir tagsdarauf auf richtig mieser Piste weiter, was bedeutet Nichtfesthalten wird mit einem Aufprall gegen die Scheibe oder das Dach quittiert, zudem ist Andi krank. Stundenlanges Rütteln und Schütteln, eine weitere Flussüberquerung, ärmlichste Dörfer, dürre Landschaft und wir erreichen Bekobaka, hurra. Schnell das Zelt abchecken und auf in die kleinen Tsingys. Die Tsingys generell sind messerscharfe Sandsteinformationen, welche ausserhalb von Madagaskar nur in China vorkommen. Jedoch nicht im selben Ausmaß wie hier, weshalb die fragile Landschaft nicht nur Weltkulturerbe, sondern auch das Nationalsymbol Madagaskars ist. Erst seit wenigen Jahren wurden Wege am Rande dieser einzigartigen Landschaftsform gebaut, aber heute geht es ja erstmals zur Miniversion. Dafür stoßen wir auf ein Riesenchamäleon, Lemuren usw. und erhalten einen ersten Eindruck dieser unglaublichen Gegend. Aber was uns heute vielmehr beeindruckt sind die Musiker auf unserem Camping. Selten haben wir irgendwo so tolle Musik wie in Madagaskar gehört und bereits jetzt reisen wir mit einigen neuerworbenen genialen CDs im Handgepäck. Hier scheint wirklich jeder musikalisch unglaublich talentiert zu sein und wir lauschen den ganzen Abend den Musikern, welche nicht annähernd wissen wie gut sie spielen.
Besteigung! Zunächst ein Stunde Fahrt um 17 km zu überwinden, dann Klettergurt anziehen und los geht’s. Klettersteig rauf und runter, Höhlenerkundigungen – ganz schön heftig bei den scharfen spitzkantigen Sandsteinen und unglaublichen Landschaften. Die Tour ist wirklich einmalig, wenn auch anstrengend. Auch ohne Fieber und unseren Genickproblemen ist das hier kein Kindergeburtstag. Doch obwohl wir ziemlich am Ende sind, ist es die Tortur wert. Nur langsam hängen uns die Bananen beim Hals raus, wir träumen von einer guten Matratze und Andi von einer baldigen Genesung und so freuen wir uns auf die Rückfahrt, welche zu den grausamsten Fahrten unserer bisherigen Reise zählt.
Zurück in Nosy Kely erliegt Simone dann auch sogleich einer Essensvergiftung, aber so langsam rechnen wir ja hier bereits mit allem. So wundern wir uns auch nicht mehr als wir uns den Rucksack am Strand stehlen lassen (selber schuld) und sind dennoch dank der wunderbaren Menschen hier gut drauf. Besser als den Madagassen geht’s uns allemal und spannend ist hier sowieso jede Minute, also geniessen wir einfach unseren Aufenthalt.
Wieder im Hochland, sprich zurück in Antsirabe holt uns dann aber wieder die Brutalität der Armut ein. Straßenkinder, die außer einem Karton auf dem sie schlafen nichts besitzen verleiten uns zu Suppenkäufen, doch wissen wir ja, dass dies nicht einmal ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Eine Fahrt mit dem Minibus nach Ambositra (wo wir dann feststecken weil der Minibus heute einfach nicht voll wird), bei der nicht nur gekotzt wird was geht, sondern auch 2 Hasen vom Bus vor uns auf die Fahrbahn geschleudert werden, lassen uns eine Weiterfahrt überdenken. Besser umkehren und in Antsirabe bleiben, von Abenteuern haben wir nun genug. Doch ohne geht’s ja auch nicht, und am nächsten Tage strampeln wir auch schon mit dem Mountainbike querfeldein zu einer Totenumbettung . „Salama – Salami“ ertönt es aus allen Ecken, wir passieren einen See und offroad radeln wir zu einem Minidorf. Dort findet heute die Totenumbettung statt, ein riesiges Familienfest zu dem 20 Tote in ein neues Tuch gewickelt werden, salopp formuliert. Wir lernen den Sohn der Familie kennen und als die Musikkapelle uns die Haare vom Kopf bläst und das ganze Dorf am Familiengrab abtanzt, kommen auch wir nicht mehr aus und werden zum Mitmachen animiert. Der Höhepunkt der Feier ist dann jedoch, als die Gebeine aus dem Grab genommen werden und eingewickelt in einen Bastteppich mitfeiern, bis abends das Zebu geschlachtet wird.
Die Zeit verrennt wie im Fluge und bald sitzen wir wieder im Bus nach Tana. Das hoffentlich letzte mal, denn wieder wird gekotzt und gestunken was möglich ist. Diesmal besuchen wir in Tana ein super Konzert (ja die Madagassen habens musikalisch echt drauf), fahren nach Ambohimanga der alten Hochburg der Merina Könige, treffen David und packen für den Abflug und ab gehts