China
Nachdem wir in Istanbul die Gelegenheit hatten in gleich mehreren praechtigen Moscheen Allah fuer unsere Weiterreise guenstig zu stimmen, betreten wir nach 10stuendiger Flugzeit ganz gelassen das bevoelkerungreichste Land der Erde: China. Am fruehen Nachmittag landen wir im nasskalten Shanghai, der modernsten und groessten Stadt des Landes, mit einer Bevoelkerung von ueber 23 Millionen Menschen.
Ganz klar, vom Flughafen in die Stadt faehrt man hier nicht einfach mal mit dem Taxi und als wir schliesslich im richtigen Bus sitzen und unser Blick in der Umgebung umherwandert, erblicken wir ein Meer aus Hochhaeusern wohin das Auge reicht. Wir schaetzen mal grob, dass es hier mehr Wolkenkratzer als in ganz Tirol Haeuser gibt und auch wenn wir weltweit bereits viele Staedte besucht haben, so gross war noch keine ;-) hier gehts zu den Pics |
Unser erster Stopp ist die Stadt Tunxi in der Region Anhui. Tunxi ist eine der Staedte, denen die Kulturrevolution nichts ankonnte und in der man immer noch eine gut erhaltene Architektur aus Zeiten der Ming-Dynastie vorfindet. Zudem ist Tunxi von einer wunderschoenen Landschaft umgeben.
Also schlendern wir durch die Gassen, bewundern den Baustil und beschliessen, tagsdarauf den naheliegenden Quin Shan zu besteigen. Bereits die Fahrt dorthin ist aeusserst idyllisch, wir fahren entlang eines Flusses, kultivierten Flaechen und schoenem Gebirge.
Uueber endlos viele Stufen quaelen wir uns am naechsten Tag dann auch fast 2 Stunden den Quin Shan hinauf, um den am Gipfel gelegenen taoistischen Tempel zu besuchen. Immer wieder passieren wir taoistische Schreine und Figuren und endlich am Gipfelbereich angekommen, begruesst uns ein wunderschoenes Wetter, ein herrlicher Ausblick und eine atemberaubende Archtitektur. Die Kloester und Tempel sind gefuehlvoll in den Berg integriert worden und im Innern mit goldenen Gottheiten geschrueckt. 4 Stunden wandern wir von Tempel zu Tempel, passieren Grotten, Schreine, malerische Doerfer und sind vom Antlitz der Landschaft so richtig begeistert.
Zudem treffen wir auf nette Chinesen, die nichts lieber fotografieren als uns. Ja, nett sind sie hier wirklich… abends, als wir uns gerade nicht so richtig fuer den Kauf von Nuessen entscheiden koennen, kauft sie ein Schueler einfach fuer uns und schenkt uns das Paeckchen.Wir sind sprachlos.
Auch am naechsten Tag erkundschaften wir die Umgebung und besuchen ein weiteres Dorf aus Zeiten der Ming Dynastie. Bereits frueh morgens brechen wir nach Hongcun auf und abermals sind wir von der Landschaft begeistert. Die Fahrt fuehrt vorbei an gelb bluehenden Rapsfeldern und wunderschoen gelegenen kleinen Doerfern. Doch am Eingang von Hongcun angekommen, werden wir ploetzlich von der Realitaet eingeholt. Hunderte chinesische Touristenbusse und tausende Chinesen inkl. Fuehrer, die durch Lautsprecher bruellen, schwenken bereits ihre Fahnen und sind bereit zum Abtauchen in die Geschichte Chinas. Na das kann ja heiter werden, aber schliesslich wollen wir ja das ‘wahre’ China kennenlernen und dazu gehoeren - so wie s aussieht - Unmengen an chinesischen Touristengruppen. So stuerzen wir uns also zwischen die Touristenmassen und gemeinsam bewundern wir die Dachkonstruktionen, Bewaesserungsanlagen, Gemaelde und Gebaeude und wandern stundenlang in diesem malerischen Ort umher. Abends lassen wir uns dann die Chinakueche so richtig schmecken – wir verstehen zwar kein Wort auf der Speisekarte und zeigen somit nur auf Bildchen und Schriftzeichen – aber wir werden satt und mit vollem Bauch fallen wir spaeter totmuede ins Bett, waehrend die Chinesen immer noch mit Kitschkaeufen beschaeftigt sind.
Ziemlich erholt von der schoenen Gegend um Tunxi machen wir uns einige Tage spaeter auf den Weg nach Ying Tan. Die Zugfahrt ist bereits ein “aesthetisch” schauderhaftes Erlebnis und endlich angekommen merken wir schnell, dass hier in der Region Jianxi der Urlaub vorbei ist ;-) Die Menschen schauen uns an wie Aliens, der Taxifahrer holt noch extra seine Tochter damit diese uns auch bewundern kann und nicht nur das abendliche Essengehen wird zur Herausforderung. Unsicher, ob denn hier mit der Verstaendigung ueberhaupt ihrgendetwas klappt, packt Andi zum Abendessen eine Uebersetzung ein und zeigt dem Koch folgende wichtige Phrase: “Ich brauche Essen”! Na das haette sich der Koch gar nicht gedacht ;-) und zu dritt lachen wir uns schlapp…
Tags darauf machen wir uns auf den Weg Richtung Suedwesten nach Nan-Ba, um die Granittuerme vom Sanquin Shan zu besichtigen. Um 7 Uhr klingelt der Wecker und mit einer Doppelmayr Gondel geht’s hinauf bis kurz unter den Gipfelbereich. Strahlender Sonnenschein, ein Berg voller Granittuerme (was fuer ein Klettertraum) und tausende chinesische Touris erwarten uns am Berg (in China gibt's uebrigens fast mehr Doppelmayrgondeln als Berge und so wundert es nicht, dass fast ueberall Chinesinnen mit Highheels und Chinesen mit Schlappen auf ueber 2500m Seehoehe anzutreffen sind). Dennoch, die angelegten Runderwanderwege sind so lange und mit so vielen Stufen gespickt, dass sich alle Touristen an wenigen Gebieten sammeln. Aber uns solls nur recht sein, denn so erleben wir trotz der vielen Besucher einen fantastischen Ausblick rund um das Bergmassiv, den wir nur mit Wenigen teilen muessen. Einfach atemberaubend diese Landschaft!!!! Fuer den Rueckweg nehmen wir dann den Weg der Lastentraeger, welche unter unsaeglichen Muehen mit schweren Gewichten Stiege fuer Stiege erklimmen. Nicht jeder in China kann sich eine Gondel oder eine Saenfte leisten…
Am Nachmittag brechen wir wieder auf und kaempfen uns bis zum Busbahnhof vor. Bis dato haben wir noch jedes gewuenschte Ziel erreicht aber es ist muehsam, spricht doch seit Tagen keine Menschenseele mehr ein Wort Englisch. Ebenso helfen uns die Schriftzeichen in unserem Reisefuehrer kaum weiter und sowohl die Gestik, wie auch die Mimik scheinen in China anders zu funktionieren (von Indien kennen wir sowas ja schon). Sogar bei der Verdeutlichung von Zahlen schauen uns die Chinesen durchwegs mit grossen Augen an und wir koennen nur muehsam Bus- und Zugtickets kaufen oder eine Unterkunft finden, geschweige von den Restaurantbesuchen, bei denen wir sowieso nicht ein Wort verstehen und nur mit gut Glueck eine essbare Speise serviert bekommen.
Apropo Essen, das Essen in China ist uebrigens furchtbar. Von wegen 8 Schaetze… Serviert bekommt man meist gegrillte/gepratene oder in einer Suppe schwimmende Huehenerfuesse, Glutamatsuppen aus der Packung oder Innerein wie Nieren, Herzen vom Schwein oder vom Rind, Kutteln in saemlicher Variation oder einfach einen Haufen Knochen. Fuer den Meeresfruechte-Liebhaber gibt s kleine Aale, Schlangen, Baby-Schildkroeten …
Relativ gemaehlich, immer Ausschau nach einem McDonald's oder KFC, fahren wir weiter Richtung Westen nach Changsha und nach weiteren Reisetagen nach Fenghuang. Gluecklicherweise begegnen uns die Menschen im ganzen Lande extrem gastfreundlich und helfen trotz Sprachbarrieren wie sie nur koennen. Dennoch faellt ganz klar auf, dass die Mentalitaet unserer doch sehr verschieden ist, vor allem auch in punkto Manieren. So wird immer und ueberall geraucht, ob im Zug im Bus oder im Restaurant. Dazu wird mit erheblichem Geraeuschaufwand versucht, den innersten Schleim des Koerpers von Gehirn, Magen oder Lunge an die Oberflaeche zu befoerdern und gnadenlos ins naechste Eck zu spucken
Ein Verhalten, das manch einem Aussenminister Chinas schon zum Verhaengnis in der westlichen Welt wurde...
Auch ist es in China kein Zeichen von Antipathie, wenn man Knochen vor die Fuesse gespuckt bekommt oder ein Schneuzer ohne Taschentuch direkt auf einen zusteuert-
Ganz klar, China ist ein Entwicklungsland, vermittelt jedoch nach aussen ein Bild, wie wir es noch nirgendwo anders weltweit erlebt haben …
Unser naechstes Ziel, Fenghuang, erweist sich dann als wirklich tolle alte Stadt mit ihren Stelzenhaeusern und der riesigen Altstadt. Wieder wandern wir umher (an die Millionen chinesischen Touristen haben wir und bereits gewoehnt), essen an Staenden, trinken seit langem wieder guten Kaffee und erblicken seit 3 Wochen den ersten westlichen Touristen – was fuer eine Seltenheit. Langsam schlendern wir umher, aergern uns noch dass die Touristen den Miao Ethnien schamlos ins Gesicht knippsen, bis uns eine mega Tierquaelerei vor Augen gefuehrt wird. Hunderte Schildkroeten gepfercht in kleine Plastickschuesseln, Warane in winzigen Kaefigen, Fische in so kleinen Becken, dass sie ohne Luftzufuhr gekruemmt liegen muessen, Heuschrecken, Schlangen, Gaense und Froesche in Schachteln, verschiedene Nager in Kleinstkaefigen und alles bereit fuer den Kochtopf. Das Rastaurant ist voll gefuellt mit chinesischen Gaesten und wir verfluchen die Chinesen, die auf die Natur so extrem furzen wie sonst kaum eine Nation auf Erden!!!!!! Mit haengendem Kopf reisen wir weiter und immer mehr wird uns die juengste Geschichte Chinas und das Verhalten gegenueber der Natur bewusst.
Die Herrschaft Mao Zedongs, der 1949 den Kommunismus ins Land einfuehrte und fuer den Tod von ueber 70 Millionen Chinesen verantwortlich war (und noch immer von einem Teil der Bevoelkerung verehrt wird fuer sein Grolltaten), zeigt noch deutlich ihre Spuren im ganzen Land. Waehrend der Kulturrevolution wurden unter Maos Befehl alle historischen Gebaeude (Kirchen, Kloester, Tempel, Stadttore oder einfache alte Gebaeude) eingerissen und unter dem Vorbild Russlands wiederaufgebaut. Jegliche Kultur und Religion wurde ausgeloescht und tausende Intellektuelle, Kuenstler, Schriftsteller, Moenche, Glaeubige und jeder der nicht in Maos System passte wurde umerzogen oder ermordet. Nicht-Denken und Unbildung waren eine Tugend und wurden propagiert und indoktriniert, die Religion wurde verboten und das Land wurde nach und nach zerstoert. Enstanden ist eine beugsame Bevoelkerung mit einer devoten Haltung, die selbstaendiges Handeln und Denken nicht gewohnt ist - bedeutete dies vor Jahren doch noch den sicheren Tod. Bis heute hat die Regierung Maos Erbe angetreten und noch immer haengen vielerorts Mao Bilder und werden Mao Propagandafilme gezeigt. Die Medienzensur in China ist heute strenger als noch vor hundert Jahren und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Chinesen vom eigenen Lande und von der westlichen Welt ein verzerrtes Bild eingetrichtert bekommen.
Langsam reisen wir weiter, erblicken wunderschoene Landschaftsformen mit Reisterassen, Karstgipfeln, grosse Staedte und arme Bauern. Beim Abendessen bekommen wir wiedermal Innerein und Huehnerfuesse serviert und wir erfahren im Fernsehen die juengsten Nachrichten: „In Mali wurde die Regierung geputscht und eine extreme Hungerstnot wird in den naechsten Wochen folgen“. Unser Gefuehl hat uns vor wenigen Monaten also das Richtige geraten, als wir voreilig Westafrika verlassen haben. Traurigkeit ueber diese Meldung und Sorge ueber die super netten Menschen, die wir in Mali kennen lernen durften, begleiten uns die naechsten Tage.
Die Abende verbringen wir wie so oft im Park, um den Taenzern zuzusehen, den Singkreisen zu lauschen und unterhalten uns sehr lange mit einem Studenten, der uns noch mehr ueber das Regime erzaehlt und uns ueber die Missstaende im Bildungs- und Gesundheitsbereich aufklaert. (So kriegt man als Lehrer in China zB schnell Probleme wenn man sich anmasst den Studenten mitzuteilen, dass es in chinesischen Staedten Aids gibt… ja, ja)
Tagsdarauf berechen wir abermals auf und fahren nach Leshan zum groessten Buddha auf Erden. Mit dem Fruehstuecksei noch in der Tasche gehts frueh morgens los, um den Chinesen zuvor zu kommen. Was fuer ein Riese: 71 m Hoehe und jede Zehe 7 Meter lang, das ganze in Stein gemeiselt und von einer schoenen vegetativen Landschaft umgeben. Wir wandern abermals von Tempel zu Tempel, bewundern buddhistische Moenche und beschliessen morgen nach Bifenxia zu einer Pandastation zu fahren, juhu ;-).
Nur noch 1600 wildlebende Pandas fasst unsere Erde und uns wird wiedermal bewusst, welch ein Umweltskandal in diesem riesigen Land vor sich geht.
Die Forschungstation in Bifenxia ist super schoen angelegt und wir wandern stundenlang umher um die suessen Teddybaeren in gross und klein zu bewundern. Simone strahlt ueber beide Ohren als sie die Babys erblickt, und nur schwer koennen wir uns fortreissen um weiter zu wandern. Erst am spaeten Nachmittag kehren wir zurueck und verlassen diese Station mit einem super Gefuehl. Seit Tagen schwankt unsere Stimmung extrem in diesem riesigen Land, jedoch sind wir heute super gelaunt, denn wir befinden uns auf dem Weg nach Osttibet ;-)
...hier der Link zum Bericht Osttibet...
Zurueck aus der tibetischen Praefektur besuchen wir dann das sagenumwobene Shangri-La. Hier gefaellts uns jedoch nicht besonders und da es immer noch auf 3000 m liegt und wir frieren, fahren wir schneller als geplant weiter in die Tigersprungschlucht. Am Beginn dieser bekannten Schlucht geniessen wir seit langem wieder richtige Waerme und machen uns sofort auf Erkundungstour. Tagsdarauf gehts dann richtig los und wir sind bereit fuer die bevorstehende Zweitageswanderung. Neben uns die Berge (Klein Karwendel ;-), unter uns die Schlucht, es duftet nach Wald und ausser uns sind keine Menschen unterwegs…schoen! Wir ueberblicken die knapp 5000 m hohe Gebirgskette, treffen auf Chinesen die unterwegs sind wie bei einer Everst Besteigung, fliehen vor den Menschenmassen im guesthouse und dann passiert was fuer uns typisches: wir sind versehentlich bereits an einem Tag die Schlucht ausgewandert! Abends sind wir fix und fertig, pennen am Ausgang der Schlucht und lernen einen richtig alten australischen freak kennen ;-)
Wir freunden uns mit dem alten Herren an, verbringen den Sonntag gemeinsam und fahren dann weiter nach Dali. Eigentlich eine schoene alte Stadte, doch vor lauter Tourigruppen ist Dali fuer uns kaum aushaltbar und generell erinnert schon vieles hier in Yunnan mehr an Suedostasien als an China. Gutes Essen, Souvenirstaende fuer Westler usw. In Kunming schicken wir dann endlich unsere Winterklamotten nach Hause und bald gehts nach Jinhong. Hier ist Suedostasien wirklich nicht mehr weit, auch das Thermometer spricht eine eindeutige Sprache: mehr als 38 Grad und auch wenn wir uns auf Laos freuen – insgeheim traeumen wir von einem schoenen Strand mit kuehlendem Nass!