Indonesien - Sulawesi
Endlich – Meer in Sicht! Nach der Hitze in Laos und einigen heissen Fahrttagen stranden wir in Koh Wai, einer kleinen Insel vor Koh Chang an der thailaendischen Ostkueste. Noch hat hier fuer ein paar Tage eine Unterkunft geoeffnet, doch die Regenzeit meldet sich bereits.
Ganz klar, nach all der Zeit jenseits von Kuesten und Straenden moechten wir unsere letzten Reisemonate in warmen Gefilden verbringen und so fahren wir ueber Koh Chang und Bangkok nach Malaysien - die uns von frueher bekannten Perhentian Inseln ziehen uns abermals an.
Wir verbringen die Tage beim Schnorcheln und so nett die Inseln hier auch sind, der enorme touristische Aus- und Verbau stoert uns sehr. Auch die Unterwasserwelt birgt dank der touristischen „Aufbereitung“ keine Abenteuer mehr in sich, denn Schildkroeten und Riffhaie werden von unzaehligen Touristen belagert. Als wir schliesslich per Zufall einen guenstigen Flug nach Sulawesi - einer Insel in Indonesien – erspaehen, schlagen wir daher zu.
Am naechsten Morgen machen wir uns auf den Weg zum Markt und sind erstaunt, wie einfach die Bewohner hier leben. Und noch etwas erstaunt uns ganz besonders: die unglaubliche Freundlichkeit und Offenheit der Menschen hier. Jeder ist an einem Gespraech interessiert, die Marktfrauen beschenken uns mit exotischen Fruechten und sogar die Touristenguides sind ausgesprochen nett und gewaehren Einblicke in das hiesige Leben. Und dies, obwohl die Toraja Region ein Touristenmagnet auf der indonesischen Landkarte darstellt. Die Beerdigungszeremonien der Torajas, bei welchen Bueffel mittels gekonnter oder weniger gekonnter Kehlschnitte geopfert werden, bilden oft den Hoehepunkt einer Indonesienreise. Generell nimmt in dieser Kultur der Tod bzw. das Begraebnis eine wichtige Rolle im Leben ein, aber wir haben seit der Himmelsbestattung genug von Beerdigungen und mieten uns stattdessen ein Moped, mit dem wir uns gen Norden aufmachen.
Entlang holpriger Pfade kaempfen wir uns bergauf und bergab und passieren riesige Farne, Laubbaeme mit unglaublich grossen Blaettern, Reisterrassen, Fluesse, Berge, tropische Pflanzen und die einzigartige Architektur der Toraja-Doerfer. Die Hausdaecher, welche wie Schiffe gebaut sind, faszinieren uns ungemein. Zudem toben ueberall ausgelassene Kinder herum, Frauen sitzen gesellig zusammen und Maenner waschen ihre wertvollen Bueffel – welch ein idyllisches Fleckchen Erde. Um nicht voellig in romantischen Gefuehlen zu versinken machen wir uns dann doch noch auf den Weg zu allen moeglichen Graeber. Graeber in Felsen, Baby-Graeber (sprich ein Kind in einem Baumstamm begraben) und haengende Graeber. Auch wenn hier nicht so oekonomisch wie in Tibet beerdigt wird, speziell ist es auch hier allemal.
Unser naechstes Ziel auf dem Weg gen Norden ist Tentena in Zentralsulawesi. Hier herrschten noch vor einigen Jahren kaempferische Auseinandersetzungen zwischen Christen und Moslems, doch diese Zeiten sind gluecklicherweise vorbei und Tentena ist ein netter, wenngleich unspektakulaerer Ort. Dafuer ist die Fahrt hierher einfach nur wunderschoen, entlang richtig dichten Dschungel gesaeumt von einfachen Huettchen gehts ueber unzaehlige Serpentienen bergauf und bergab. Trotz der langen Fahrt verrinnt die Zeit wie im Fluge, bei so vielen netten Einheimischen und Gespraechspartnern ist dies auch kein Wunder. In Tentena angekommen, lernen wir sogleich Sophie und Alex aus Paris kennen, die wir von Anfang an ins Herz schliessen und mit denen wir uns einfach so richtig gut verstehen.
Gemeinsam leihen wir uns ein Auto, fahren nach Ampana und mittels einer Nussschale setzen wir nach Bomba auf die Togean Inseln ueber. Bomba mit dem schmalen Landstreifen und dem beidseitigen Meerzugang ist ein idyllisches kleines Inselchen. Zu allen Seiten ist ein Korallenriff vorgelagert und zusaetzlich sind die Togean Inseln weltweit der einzige Ort, bei dem alle 3 Korallentypen vorgefunden werden koennen. Doch nicht nur die Artenvielfalt unter Wasser sind hier der Wahnsinn, sondern alles hier ist ausgesprochen paradiesisch. So vergehen die Tage mit Schnorcheln am traumhaftem Riff und dem Bestaunen der wunderschoenen gesunden Korallen und dem kompletten Repertoire an tropischen Fischen inkl. Delfinen. Die Abende verbringen wir mit unseren Freunden bei Arak und netten, lustigen Plaudereien .. it s a hard life ;-)
Einige Tage spaeter wechseln wir die Insel und schippern entlang der mit dichtem Dschungel bewachsenen Inselkette ins abgeschiedene Dorf Malenge. Nach 5 Stunden Fahrt auf einer rudimentaeren Nussschale erreichen wir unser cottage und bereits abends in der Haengematte sind wir von dem Ausblick und der Atmosphaere begeistert. So gehts morgens mit unseren Freunden Sophie, Alex und Lluis erstmals durch tiefen Schlamm in den Dschungel und spaeter in einem alten Holzkanu zum gegenueberliegenden Dorf der Bajos, der Meeresnomaden.
Was fuer ein Dorf! Mitten im Meer auf einem Felsen erbaut und nur durch eine kaputte Holzbruecke mit dem Strand der Malenge-Insel verbunden, erfuellt die Bruecke fast ausschliesslich ihre Funktion als Schulweg fuer die Kinder. Auf und um den Felsen gruppieren sich Pfahlbauhaeuser, gebaut mitten im Ozean, direkt ueber einem Riff. Als wir auf der Insel auch noch auf eine kleine Moschee, einige Huehner, Ziegen und einen Bananenstrauch treffen koennen wir es kaum glauben. So was haben wir noch nirgendwo gesehen!
Wieder vergehen die Tage mit Schnorcheln (mit Adlerrochen, Seeschlangen, Moraenen, Cuttle-fish und Schnecken als spezielle highlights) und die Abende bei Arak und dem Beisammensein netter Menschen. Die Bajos traellern ihre Lieder und bis auf das ewig gleiche Essen ist dieser familiaere Platz hier einfach nur superschoen.
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Als unsere Freunde Tage spaeter aufbrechen muessen beschliessen wir, hier noch einige Tage zu bleiben und den Dschungel mit Nuir, unserem Guide, zu erkunden. Hier gibt’s keine touristischen Dschungelpfade und so gestaltet sich der Weg auch als ziemlich anstrengend, muessen wir doch saemtliche Baumstaemme und andere Hindernisse ueberqueren, auch wenn Nuir mit der Machete gute Vorarbeit leistet. So langsam wird es immer dichter, dunkler und vorallem erdrueckend heiss. Ueber uns hoeren wir die Makaken durch die Aeste springen und den lauten Fluegelschlag der Hornbill-Voegel. Nach Stunden erreichen wir endlich eine Hoehle. Es ist bereits dunkel geworden und es stinkt entsetzlich nach Fledermaus-Urin. Der Weg in die Hoehle ist matschig und es wird erstickend heiss und drueckend. Langsam tasten wir uns vorwaerts durch den Gestank. Wir folgen Nuir mit einer Taschenlampe bewaffnet, denn unser Guide vermutet eine Phyton in der Hoehle. Am rechten unteren Ende der Hoehle entdecken wir schliesslich tatsaechlich eine Riesenschlange, die gerade versucht Reissaus zu nehmen. Wir freuen uns ueber die Schlange und sitzen spaeter am Boden vor der Hoehle und plaudern lange mit Nuir und warten auf moegliche Kokosnusskrabben. Er verdient hier weniger als 2 Euro pro Tag und sein Chef ist mit den Gehaltszahlungen weit im Rueckstand... und dies wo Nuir beinah 24 Stunden, 7 Tage pro Woche arbeitet. Lange plaudern wir und machen uns erst spaet auf den Rueckweg, wo wir die groesste Krabbe der Welt, die Kokosnusskrabbe, vor die Linse bekommen.
Mit der abgefucktesten Nussschale ever verlassen wir dann Malenge und fahren zum naechsten Inselchen, von welchem wir spaeter nach Datong und von dort nach Marissa gondeln. Bereits auf der Faehre lernen wir einen netten Indonesier kennen, mit dem wir nach Gorontalo weiterreisen. Nach all den Inselchen praegen nun wieder Reisfelder, Gebirge und Siedlungen das Landschaftsbild und wir vermissen bereits die entspannenden Bootsfahrten. Von Gorontalo fuehrt unser Weg nach Manado und auch wenn der Norden der Insel viel reicher und dichter besiedelt ist als alles was wir bisher von Sulawesi gesehen haben, ist es auch hier aeusserst schoen und die Menschen sind genauso freundlich, offen und liebenswert wie bisher.
Diesmal zieht es uns ins Gebirge nach Tomohan, bekannt fuer die 2 Vulkane und den krassen Markttag, den wir leider auch besuchen. Was fuer ein Horror! Gegrillte Buschratten, Fledermaeuse, Phytons, Affen und Hunde!!! Simone erspart sich weitgehend den Anblick der in Kaefig gedraengten Hunde, die mit einem Schlag auf den Kopf getoetet und direkt gegrillt werden, und Andi knippst ziemlich entsetzt Fotos. Die Minhasa Leute futtern so wie’s aussieht alles auf 4 Fuessen, aber was uns betrifft, uns ist der Hunger fuer heute vergangen und wir fluechten auf den naechstgelegenen Vulkan.
Unser naechstes Ziel ist Bakuputhi, ein kleines fussballfanatisches Dorf mit netten Menschen, einem schoenen schwarzen, vulkanischen Strand, klarem Wasser, kleinen hoelzernen Fischerbooten und viel Tai Chi am Strand. Das gesamt Dorf ist im EM Fieber, ueberall haengen Flaggen, werden Wetten abgeschlossen und jede Nacht werden die Meisterschaftsspiele geguckt, was erklaert warum hier untertags jeder schlaeft ;-). Doch wir haben andere Plaene. Nachdem wir einen einheimischen Biologen und Umweltschuetzter kennengelernt haben, unternehmen wir mit ihm um 4 Uhr morgens eine Dschungelwanderung. Dabei treffen wir sogleich auf die groesste Tarantel der Welt, tolle Fikus-Baeume mit ihren riesigen Wurzeln, Rattan Baeume und den kleinsten Primaten der Welt, den indonesischen Tarsier.
Leider stoesst einige Zeit spaeter eine weitere Gruppe zu uns, diesmal mit einem weniger umweltbewussten Fuehrer und ein wildes Fuettern und Fotografieren beginnt. Schrecklich! Natuerlich sprechen wir dieses Verhalten an und erfahren dabei von unserem Freund John so einiges ueber die wildernden Minhasa Menschen, die korrupte Polizei, den Habitatverlust der Tiere, die Baumfaellerindustrie, das Verhalten der Fuehrer und vieler Touristen... ein Jammer !!
Auf dem Rueckweg zur Rangerstation treffen wir noch auf weitere sehr seltene tierische Waldbewohner, wie den Kuskus, den Hornbill Vogel und eine vom Aussterben bedrohte Makaken-Art. So manche Tiere mussten wir ja leider bereits in Tomohan gegrillt kennenlernen und wie wir erfahren, werden so gut wie alle Wildtiere aus der Wildlife-reserve hier gestohlen und dann zum Markt gebracht. Und was die Makaken betrifft... gerade zur Weihnachtszeit werden diese vornehmlich verzehrt.
Unser letztes Ziel in Sulawesi ist dann die vor allem unter Tauchern bekannte Bunaken Insel im Norden Sulawesis. Bereits auf der Ueberfahrt dorthin begleitet uns der quirrlige Matteo und gemeinsam mit ihm stranden wir im netten sea garden resort, eine - gemessen an unseren Reisestil – „Luxusunterkunft“. Gleich am ersten Abend lernen wir Heike und Yvonne kennen und mit ihnen, dem hollaendischen Tauchlehrer und den einheimischen Jungs verbringen wir einen richtig lustigen Abend. Die Jungs musizieren auf ihren selbstgebastelteten Musikinstrumenten, wir singen lauthals mit und einige Araks spaeter beteiligen wir uns sogar beim Mitmusizieren ;-)
Doch abgesehen von den lustigen Abenden und den netten Gespraechen mit Yvonne und Heike, ist die Insel einfach ein Tauch- und Schnorchelparadies. Wahrlich! Die Korallengaerten sind die schoensten, die wir je gesehen haben und dazu gibts eine unglaubliche Anzahl an Fischen, Fischschwaermen und sonstigem Getier. Hier verbringen wir taeglich fast genauso viel Zeit unter wie auch ueber Wasser und immer wieder entdecken wir unbekannte Arten. Unbeschreiblich!
Gemeinsam mit Matteo schwimmen wir tagtaeglich saemtliche Riffe stundenlang ab und stossen dabei auf unzaehlige Hawksbill Schildkroeten, gruene Schildkroeten, Lionfische in allen Groessen und Farben, Feuerfische, Skorpionfische, Napoleonfische, unterschiedlichste Rochen, Schnecken, Barrakudafische, Batfische, Butterflyfische, Bufferfische, Moraenen in saemtlichen Farben und Groessen, Sweetlips, Boxfische, verschiedene Meeresschlangen, Krokodilfische, Mandarinenfische, Aale, Papageienfische, Oktopus, Langusten und Korallen in allen Farben und Formen. Einfach nur schoen! Und zu guter letzt wird Andi auch noch von 2 Triggerfischen attackiert ;-)
Viel zu schnell vergeht so fuer uns die Zeit in Sulawesi bzw. in Indonesien. Die unglaublich tolle Natur, sowohl ueber als auch unter Wasser und noch viel mehr die wahnsinnig netten Menschen machen es uns nicht leicht Abschied zu nehmen.
...hier gehts zu den Bildern...