40 Wochen Wohngemeinschaft
Gerade als sich der Winter langsam dem Ende zuneigte und wir mit dem Splitboard und unseren Freunden Theresa und Geg Richtung Gipfel zusteuerten, erhielt Simone eine erste Anfrage von Unbekannt betreffend einer Reise- und Wohnpartnerschaft. Klar, der Winter in Tirol zeigte sich heuer von seiner gesamten Pracht und ließ jedes Wintersportherz höherschlagen, doch vielleicht erfolgte die Kontaktaufnahme auch aufgrund der Reisegeschichten und Reisebilder auf unserer Homepage. Nachdem wir im vergangenen Sommer mit Geg gemeinsam Zentralamerika unsicher gemacht haben und so Erfahrungen betreffend eine Reise zu Dritt sammeln konnten, waren wir auf dem Gebiet sozusagen schon alte Hasen. Doch vorerst standen die Osterferien vor der Tür und wir vergaßen diese erste Kontaktaufnahme und packten unseren Kram für den bevorstehenden Kletterurlaub in Sperlonga, einem Klettergebiet in der Gegend von Neapel. ...hier gehts zum Klettern rund um Neapel...
Gelegentlich, vor allem beim Klettern selbst und auch während der Stadtbesichtigung von Neapel, kam uns die Möglichkeit einen Gefährten bei uns aufzunehmen und unser Team zu komplettieren in den Sinn, doch diesem Thema wollten wir uns in aller Ruhe zuhause annehmen und dort auch die Kontaktaufnahme überprüfen. Daheim angekommen suchte Simone dazu den Rat eines Spezialisten auf, welcher sich zu der Angelegenheit positiv äußerte. Wir vereinbarten daher mit Unbekannt die ersten 12 Wochen sozusagen als Probezeit, aus der er oder sie jederzeit aussteigen konnte. Natürlich war uns bewusst, dass die Umstellung von dem mediterranen Klima auf das alpine Klima zu eventueller Übelkeit und auch Erbrechnen führen konnte, also besuchten wir zu dritt in München ein Konzert von Enrique Iglesias in der Hoffnung, der spanische vibe würde uns allen guttun.
Nachdem Simone unserem Gefährten auch wohntechnisch Platz machte bzw. ihm einen Wohnraum anbot, erfolgten die ersten Annäherungsversuche auf uns bekanntem Terrain. In Tirol zu leben bedeutet einfach auch Berge zu besteigen und so erklommen wir gemeinsam mit dem Splitboard einige Gipfel, untere denen auch der höchste Berg Tirols – die Wildspitze - nicht fehlen durfte. Den krönenden Abschluss unserer gemeinsamen Wintertouren war schließlich die wunderschöne Tiefschneeabfahrt der Schöntalspitze. ...hier gehts zum Hammer Powderjahr 18...
Nun war der Winter vorüber und unser Zusammenleben verlief bestens, fast täglich verbrachten vorallem Simone und Unbekannt Zeit in der Tiroler Natur, aber auch zu dritt waren wir bei jeder Gelegenheit gemeinsam Radfahren, Klettern oder am See.
Die Zeit verflog und es wurde Mai, ein Monat mit häufigen Feiertagen. 3 verlängerte Wochenenden standen vor der Tür und es wurde Zeit, gemeinsam ein wenig Europa zu entdecken. Unser erstes Ziel war ein Kletterurlaub in Bisona mit Camping am wunderschön gelegenen Idrosee.
Das nächste verlängerte Wochenende verschlug es uns nach Kroatien, wo wir unsere Zelte in Rovinj aufstellten. Auch dort packten wir am Limski Kanal die Kletterschuhe aus und genossen den südlichen flair. ...hier gehts zum Klettern in Istrien...
Den Abschluss dieser Reihe von Kurzurlauben verbrachten wir beim Klettern und Wildcampen in Lumignano, eine Gegend, die wir aufgrund des geringen Touristenansturm immer wieder gerne aufsuchen.
Endlich neigte sich die Probezeit dem Ende zu und wir erfuhren mehr über die Identität unseres Gefährten/unserer Gefährtin. Dabei handelte es sich um einen jungen Mann, sehr aktiv und eigensinnig, wie uns unterschiedliche Spezialisten bestätigten. Und noch viel wichtiger, ein Abbruch der Beziehung mit uns stand nicht am Plan. In dem Fall wurde es Zeit, ihn auch weiteren Familienmitgliedern vorzustellen und ihn mit Simones Mama näher bekannt zu machen. Dafür verreisten Simone, Anneliese und der kleine Mann nach Katalonien. Gemeinsam erkundeten wir dort aber nicht nur die Stadt Barcelona, sondern verbrachten auch schöne und entspannte Tage an der costa del maresme beim Wandern und Schwimmen. Auch dieses Mal verlief die gemeinsame Zeit optimal und Anneliese konnte sich eine längerfristige Bindung mit dem kleinen Mann vorstellen. ...hier gehts nach Barcelona und an die Costa del Maresma...
Wieder daheim versprachen wir ihm, demnächst über ein eigenes Zimmer nachzudenken. Doch davor wollten wir verreisen, schließlich waren endlich Sommerferien und noch reichte der Platz bei Simone. Geplant war eine größere gemeinsame Tour in exotische Gefilde, doch auch wenn der Kleine bisher alles gut meistern konnte, der kursierende Zika-Virus war für ihn eine Nummer zu hoch und viel zu gefährlich. So entschieden wir uns für einen Besuch von 3 der kanarischen Inseln, eine uns allen unbekannte Gegend. Wandern mochten wir alle drei gerne und La Palma, unser erster Stopp, war als Urlaubsziel für alle Aktivitäten eine richtig gute Wahl. ...hier gehts auf die Kanaren...
Auch La Gomerra überraschte uns schließlich mit einem netten Naturstrand, toller Kulisse und einer feinen Atmosphäre. ...hier gehts nach La Gomera auf Instagram...
Teneriffa hat uns dann zwar als Urlaubsdestination weniger überzeugt, aber der Nationalpark El Teide mit dem höchsten Berg Spaniens hat alle Erwartungen übertroffen. Gemeinsam bestiegen wir den 3000 m hohen Pico del Teide, ein Vulkan mit unglaublichem Ausblick.
Zudem entschieden wir uns auf den Kanaren, unserem Reisepartner endlich einen Namen zu verpassen. Seit wir das Geschlecht wussten war es ja um einiges einfacher und nach langem Hin und Her entschieden wir uns für den in Österreich genau 30 mal in den letzten 30 Jahren vergebenen Namen Nelio. Täglich verfestigte sich das Gefühl Nelio würde von nun an länger bei uns weilen und so fanden wir es angemessen, ihn so früh wie möglich beim eigenen Namen zu nennen. Wieder zuhause angekommen, fingen wir und vor allem Andi an, Nelio Platz zu schaffen. Emsig renovierte Andi den Vorraum, baute einen Kasten und verbrachte seine Freizeit zwischen Keller, Baumarkt und See. Doch noch waren die Ferien nicht vorüber und noch einmal wollten wir mit unserem Dacia wild campen, bevor wir alle gemeinsam in dem Auto nicht mehr Platz finden würden. Diesmal einigten wir uns auf eine Reise nach Slowenien, schließlich kannten wir in dem kleinen Nachbarland Österreichs bisher nur das Socatal. Doch diesmal wollten wir mehr sehen und reisten von der weltweit größen Grotte Postojna bis zum Bohijsee zur Soca. ...hier gehts ins Socatal...
Mittlerweile war der Herbst ins Lande gezogen und Andi widmete sich der Renovierung von Nelios Zimmer. Wir kümmerten uns um seine Ausstattung und verbrachten ebenso viel Zeit an diversen Bergseen, Achen und beim Radfahren. Auch Berge konnten wir noch besteigen, obwohl wegen Nelio schwierige Touren gestrichen waren.
Ende September wünschte sich Simone dann ein Ebike, noch wohnte Nelio ja bei ihr und wie es schien gefiel es ihm täglich besser. Zumindest nahmen die beiden gemeinsam mehr als nur ein Wohlstandsbäuchlein zu und Ausflüge in die Berge wurden immer schwieriger. Andi recherchierte ohnehin seit Wochen für ein geeignetes Rad und es dauerte nicht lange und wir wurden fündig. Endlich konnten wir wieder größere Ausflüge unternehmen und uns an dem goldenen Herbst erfreuen, auch wenn Nelio die meiste Zeit unserer Ausflüge auf die Falkenhütte, die Pfeishütte, den Blaser und das Padasterjoch verschlief. ...hier gehts zu den Biketouren....
Biken und Bergsteigen standen im Fokus des goldenen Herbstes, denn nur selten hat man um diese Jahreszeit frei :-)
4 Wochen vor Nelios geplantem Umzug war alles fix und fertig. Da der Name Nelio für uns einen starken Bezug zu Afrika hat und eine unserer westafrikanischen Lieblingsbands ein Konzert in Innsbruck spielte, ergriffen wir die Gelegenheit beim Schopf. Nelio konnte dadurch endlich einmal seine allabendlichen Aktivitäten in einem dafür passenden Rahmen auszuleben und wir hatten die Chance, eine der besten afrikanischen Bands live zu erleben.
Das Nelio bei uns bleiben würde war ohnehin schon lange keine Frage mehr und abgesehen von seinem beziehbaren Zimmer, war sein Schrank eingeräumt, sein Bett fertig und sein Sitz im Auto montiert. Andi hatte Herbstferien und viel war nicht mehr zu tun. Das erste Mal seit langem zeigte sich das Wetter von seiner nicht allzu besten Seite und wir beschlossen mit Nelio Prag zu besichtigen. In Tschechien waren wir ohnehin noch nie und Prag wäre ein gebührender Abschluss Nelis Europatour der letzten 36 Wochen, also machten wir uns auf den Weg. ...hier gehts nach Prag....
Das Wetter war uns hold, die Stadt zeigt sich von ihrer besten Seite und dies war endgültig der letzte Urlaub in diesem Jahr.
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