Entgegen unserer Befuerchtungen eines langen und anstrengenden Grenzueberganges dauert es bei uns nur Minuten und wir stehen in Kolumbien. Kolumbien, ein Land das viele Menschen als erstes mit Kaffee, Kokain und Guerillas in Zusammenhang bringen ist fuer uns aber vor allem eines: der Zugang zur langersehnten Karibikkueste.
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Doch soweit sind wir natuerlich noch nicht und unser 1. Stopp ist Pasto, eine nette Stadt in den Anden. Wir bleiben nicht lange und fahren weiter nach Popayan, was sich als wunderschoene Fahrt herausstellt. Alles spriesst und gedeiht und Palmen, Fruechte, Farne und ein Himmel voller Schmetterlinge begleiten uns waehrend der Fahrt. Als wir abends dann unser hostel erreichen erleben wir sogleich auch die erste Ueberraschung in Kolumbien, naemlich jene, dass hier wirklich viele Touristen unterwegs sind.
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Da in Kolumbien riesige Wachspalmen gedeihen (30 m und hoeher) machen wir uns auf den Weg nach Salento, um diese in ihrer vollen Pracht zu besichtigen. Salento ist ein kleines Dorf, wo wir uns bei einer kolumbianischen Familie einquartieren und von den Kindern, ueber den Opa bis zu Hund und Katz sehr gastfreundlich aufgenommen werden. Dort besuchen wir auch die Wachspalmen, was uns an einer Almlandschaft und dichten Nebelwald vorbei fuehrt, und in einer Almhuette bei heisser Schoki mit Kaese (ja, hier wird der heissen Schoko immer ein fettes Stueck Kaese mitgereicht) und Unmengen von Kolibris endet. Doch nicht nur die Tage sind in Salento spannend, sondern auch die Naechte. Herrscht hier doch noch richtig Wild West feeling :-). Die Maenner des Dorfes (und wir) versammeln sich naemlich allabendlich im Billardlokal zu Domino und Poker. Fein hergerichtet mit Cowboyhueten und Gummistiefeln – ohne Benimmregeln a la Knigge – wird hier gezockt, aus den Boxen droehnt kolumbianischer Schlager und anstelle der CD dominiert hier noch ganz klar die LP.
Unser naechster Stopp ist dann Medellin, die Stadt des ehem. beruechtigsten Drogenbosses Pablo Escobar. Escobar, Gruender des Medellin-Kartells mit 85 % Anteil am weltweiten Kokabusiness und ehem. Staatsfeind Nr. 1 der Amerikaner wurde zwar 1993 erschossen (nachdem er von 1600 Mann gejagt wurde), doch auch heute noch wird die Stadt gerne mit dieser Person in Verbindung gebracht. Ja, hier gibts sogar „Drogentouristen“ auf den Spuren Escobars, der mit seinen ausgesetzten Kopfgeldern und anderen Morden postmortal das Interesse der Reisenden weckt. Wir koennen es kaum glauben! Die erste Nacht in dieser Stadt birgt fuer uns jedoch ein ganz anderes Interesse: Wie kommen wir zu einem Abendessen? Das Zentrum ist naemlich ab 18 Uhr menschenleer und alles hat geschlossen! So kochen wir am Fussbaden des Hotelzimmers mit unserem kleinen Gaskocher Gemuesereis.
Tagsdarauf ziehen wir daher um und fahren in den reichen und touristischen Stadtteil El Poblado. Nehmen die einzige Metro Kolumbiens in die Stadt und nach einem Bummel vom Porno-Drogen-Viertel in die „normale“ Stadt schlagen wir abends bei einem Cocktailangebot ( 3 fuer 1) zu. Toedlich! Die fuer den naechsten Tag geplante Weiterfahrt ist gestrichen und den Mojitos gehen wir fortan aus dem Weg :-).
Durch ueppige Vegetation (nach den letzten Fahrten durch die Kaffeezone) erreichen wir tagsdarauf Turbo, ein als im Reisefuehrer beschriebener „gefaehrlicher“ Ort. Doch ganz im Gegenteil, sind doch in Turbo die Menschen abends auf der Strasse und generell erleben wir die dort lebenden Afrokolumbianer als aeusserst herzlich und gar nicht gefaehrlich. In Turbo lernen wir dann auch Aron und zwei Paerchen kennen und beschliessen, gemeinsam das Boot nach Acandi zu nehmen. Dort werden wir von einer Pferdekutsche abgeholt (armer Andi, der hat naemlich eine Pferdeallergie...), quartieren uns in einer Finca ein und springen das 1. mal in die Fluten. Doch das Highlight passiert erst nachts, als wir uns mit einem Einheimischen auf den Weg an den Strand machen. Mit den Taschenlampen am Kopf wandern wir umher und ploetzlich ist es soweit: wir treffen auf ein Exemplar der weltgroessten Schildkroete (Ledernackenschildkroete). Der Wahnsinn! Sie liegt am Strand und graebt mit beiden Fuessen in muehsamster Arbeit ein Loch, was ca. 1 Stunde dauert. Und dann geht‘ s los, die Schildkroete legt Eier! 80 – 90 Stueck an der Zahl (und nur 2 – 3 % davon erreichen jemals der Mutter-Schildkroete ihr Alter) und es ist wirklich eine schwere Geburt! Traenen-Schleim rinnt ihr aus beiden Augen, sie stoehnt und es ist echt herzergreifend. Dann buddelt sie das Loch wieder zu und „robbt“ Richtung Meer. Aber sie kehrt nochmals um – eine Mega-Anstrengung! Um 01:30 Uhr beginnt es zu regnen und wir kehren um – immer noch total ergriffen und demuetig vor der Natur...
Tagsdarauf nehmen wir ein Boot nach Capurgana, vorbei an kleinen Inseln und ueppigen Regenwald. Dennoch sind wir enttaeuscht von dem Ort und von wegen Karibikflair – mit flair ist hier schon mal gar nichts und der Dorfstrand ist auch alles andere als ein highlight. So verbringen wir die Zeit mit Aron beim Baden und Billard und beschliessen, morgen gemeinsam nach Sapzurro zu wandern. Frueh morgens gehts dann los und wir wandern mit Aron und 2 Kolumbianern durch ueppige Vegetation. Sehr schlau mit Flip Flops durch den Dschungel zu gehen, schliesslich stecken wir Wadentief im Schlamm. Der Weg ist brutal, des oefteren liegen wir auf der Klappe und die Luftfeuchtigkeit ist unertraeglich. Zwei Stunden spaeter erreichen wir dann Sapzurro, pfluecken uns Mangos vom Baum und bitten eine Frau uns zu bekochen. So landen wir im Wohnzimmer dieser Familie und frisch gestaerkt setzen wir unseren Weg fort und hanteln uns an einem Seil entlang zum Panama-Grenzposten und zum beach. Welcome to Panama, hehe – so schnell kanns gehen :-). Auch am naechsten Tag nehmen wir selben Strand wieder in Angriff – diesmal per Boot. Die Grenzbeamten kennen uns noch (eh klar, so dreckig wie wir waren :-) ) und wir treffen Rolf, einen 60jaehrigen Deutschen. Wir tauschen uns aus und erfahren, dass die Farc-Guerilla ein Boot auf dem Weg in die Pazifikkueste beschossen hat. Oh mann, wollten wir doch dort hin! So sind wir gluecklich die Fahrt hinausgeschoben zu haben und muessen nun ganz klar unsere Route aendern.
Die Pazifikkueste in Kolumbien ist naemlich vom feuchtesten Regenwald der Welt – dem Choco – umgeben. Dank der Regierung Santos (und davor Uribes) wurden in den letzten Jahren enorme Fortschritte hinsichtlich der Guerilla-Bekaempfung erzielt, dennoch operieren diese natuerlich noch – und dies vor allem in der Choco- und Amazonas-Region. Ein Riesenproblem! In Kolumbien existieren naemlich mehrere Guerilla-Gruppen, die mit Drogenexporten, Schutzgeldern und Entfuehrungen Milliardenbetraege einstreichen und so gut organisiert sind, dass eine Entwaffnung wohl ausser Frage steht. Speziell der Choco ist ein „heisses Gebiet“, mit den Anden und den Kokaanbaulaendern Peru und Bolivien im Ruecken, und den Ozean nach Zentralamerika vor der Haustuere. Doch die Problematik ist viel tiefschichtiger, schliesslich gibt es ja nicht nur die Guerilla-Gruppen, sondern auch das Paramilitaer. (Welche im selben Geschaeftszweig wie die Guerillas taetig sind und diese bekaempfen). So kaempfen die „rechten“ Paramilitaers gegen die „marxistischen“ Guerillas und wer wird dabei ausgerottet? Ganz klar, die verbleibenden Indianerstaemme! Dazu gezwungen im Dschungel mit den Guerillas zu kooperieren um dann von den Paramilitaers ueberfallen und ausgerottet zu werden... So sterben hier Jahr fuer Jahr immer mehr Indianer aus, welche von der Regierung keinen Schutz erhalten, sondern im Gegenteil als „Terroristen“ behandelt werden. Soviel zum Thema der Situation der Indianer in Kolumbien! Dafuer muss man anerkennen, dass die Regierung richtig viel Geld ins Militaer steckt (wir treffen die Burschen auch ueberall) und nun sogar ueberlegt, die Drogen zu legalisieren.
Fuer uns ist eine Weiterreise in den Pazifik also gestorben (wir stehen zwar in der Choco-Region, jedoch auf der karibischen Seite davon), also fahren wir mit dem Boot nach San Francisco, ein kleines Nest, das weder auf der Landkarte noch in den Reisefuehrern erwaehnt wird. Dort checken wir bei Ralf, dem einzigen Auslaender im Dorf, ein und beziehen ein Bett mit Meeresblick. Wir kaufen frischen Fisch im Dorf, wandern durch die Gegend und Andi geht dem einzigen Transportmittel im Dorf – den Pferden – konsequent aus dem Weg. Nach leckerem Abendessen sitzen wir am Balkon - elektr. Licht gibts hier nicht wirklich lange - und lauschen dem fetten Gewitter, das sich vor unseren Augen abspielt. Wiedereinmal ist Simones Gespuer fuer Tiere zu trauen, denn als Simone Andi bittet die Taschenlampe einzuschalten trifft uns fast der Schlag: knapp vor unseren Fuessen bewegt sich doch glatt eine Tarantel auf uns zu! Wir sind geschockt und begeistert zugleich, Andi versucht noch ein Foto zu schiessen und dann holen wir Ralf zu Hilfe, der die Tarantel mit der Machete erledigt. Selten waren wir fuer ein Mossienetz ueber dem Bett so dankbar wie in dieser Nacht :-). Der naechste Tag beginnt dann frueh fuer uns und Simone in Gummistiefeln Groesse 39 (...) und Andi in Trekkingschuhen wandern wir mit Edinson, dem Rastaman von der Finca nebenan, in den Dschungel. Schoen! Dichter und superschwueler Choco-Regenwald und Bruellaffen, die von den Baumkronen roehren...echt toll! Dafuer ist es schlammig, wir muessen Fluesse durchwaten und Andi steckt bis zum Hals im Wasser. Aber es lohnt sich, hier gibts noch richtig alte Primaerwald-Baeume, wir treffen auf Kapuzineraeffchen und baden anschliessend in einem Wasserfall. Abends futtern wir uns durch die Fruchtwelt Kolumbiens (Guanabana – mmh lecker) und liegen ohne Spinne und co. in der Haengematte :-).
Nun reichts uns vorlaeufig vom Schlamm und wir steuern endlich auf den bekannteren Teil der Karibikkueste zu. Die Erwartungen ganz oben versetzt uns dann der Ort „Tolu“ den ersten Tiefschlag. Von Feeling ist hier schon mal gar keine Rede und von nettem Strand auch nicht... viel Muell, besoffene Kolumbianer und ein Touri-Stand jagt den naechsten. Ganz klar, hier koennen wir nicht bleiben! Statt zum Strand fahren wir daher nach Cartagena, eine huebsche Kolonialstadt mit kleinen Gaesschen, Kunsthandwerker-Laeden und Strassenkuenstlern. Dank der ital. Pizza bleiben wir dort auch laenger als gedacht, bis wir schliesslich nach Santa Marta weiterreisen. Die Fahrt an der Kueste zeigt dabei wieder einmal auf, dass die Afrokolumbianer auf der Armutstreppe ganz unten plaziert sind, so saeumen arme Huettchen den Weg und es erinnert uns ein wenig an Afrika. Santa Marta selber ist vor allem eines, haesslich und laut. Die Kolumbianer, deren Beschaeftigung der Alkohol zu sein scheint, sitzen wie immer in Bars rum, wo Musik in einer Lautstaerke aus den Boxen droehnt, dass ein Manowar-Konzert (die lauteste Band der Welt) ein Kindergeburtstag ist. Von wegen Haengemattenkultur, Tanz und Cuba Libre... hier gibts Saufgelage der Einheimischen und junge Touris, die sich dem kolumb. Kokain und den kolumb. Frauen zuwenden. Der naechste Ort Taganga schlaegt dann diesbezueglich alle bisherigen Orte, ab 9 Uhr morgens wir getrunken, ueberall liegt Dreck wohin das Auge reicht und ein Gehoersturz ist nur mehr eine Frage der Zeit ;-) Im hostel haben die Kakerlaken das Sagen und am Weg zum (haesslichen) Strand findet 1 x pro Tag ein Ueberfall mit Kalaschnikows statt.
So fahren wir schon fast „urlaubsreif“ auf schnellstem Weg in den Nationalpark Tarona und endlich erreichen wir eine Gegend zum laengeren Verweilen – glauben wir. Kniehoch latschen wir 3 Stunden durch Schlamm und Regenwald, verlaufen uns und erreichen dann doch noch das letzte camp im Park. Eigentlich wollen wir in einer Haengematte pennen, aber wie sich zeigt sind dies Massenlager, und dies fuer laeppische 20 Euro! Also entscheiden wir uns doch fuer das Zelt und ab gehts zum beach. Ein Hammer! Buchten, riesige Kokospalmen und ein Regenwald, der bis an die Badestraende reicht. Und das Wasser ... Badewannentemperatur! 4 Tage geniessen wir einsame Straende, viel Matsch und abends Gewitter, bei denen es uns wundert, dass wir nicht samt Zelt weggeschwemmt werden ;-) So sind die Tage schoen, die Naechte dafuer richtig hart... das Restaurant erinnert an eine Mensa-Abfertigung und der ewige Schlamm und die schweren Gewitter veranlassen uns, nach 3 Naechten wieder aufzubrechen. Wir krabbeln ueber Felsen, durchwaten den Schlamm und freuen uns nur noch auf 2 Dinge: Duschen und Waesche waschen!
Der Hitze nicht mehr gewachsen fuehrt unser weiterer Weg nach Minca, einem schoenen tropischen und von ueppigen Wald umgebenen Dorf. Andi erblickt einen blau-gruenen Tucan und die groesste Gefahr hier sind die herabfallenden Mangofruechte. Da wir in den aeussersten wuestenhaften Osten Kolumbiens moechten, fahren wir nach der Abkuehlung in Minca nach Riohacha. Ein Dorf mit mehr als 45 Grad Aussentemperatur, erst ab 22 Uhr abends hat‘s nur mehr 32 Grad (die Nacht ist super .... koennt Ihr euch vorstellen bei 32 Grad im Zimmer). Dazu sich besaufende Kolumbianer und wir streichen die Weiterfahrt nach Cabo de la Vela und beschliessen, uebers Landesinnere Richtung Bogota zu duesen. In San Gil verweilen wir dann auch ein paar Tage, freunden uns mit 2 Italienern und der Kolumbianerin Geraldine an und Simone erlebt was es bedeutet, Rueckenschmerzen zu haben. Kombiniert mit viel Cola im Rum schlafen wir 4 Naechte nicht und stellen fest, dass das Alter erste Erscheinungen zeigt :-)
Endstation, nicht nur in Kolumbien sondern in Suedamerika, ist fuer uns Bogota. Speziell in dieser Stadt, mit einer Bevoelkerung von ueber 8 Mio. Einwohnern und das Ergebnis der enormen Landflucht in Kolumbien, ist der Kontrast zwischen arm und reich erheblich. Von superreichen Schlitten ueber totale Armut, Bogota zeigt uns viele Seiten. So besichtigen wir nicht nur Museen, sondern fahren auch dorthin, wo man seine geklauten Gegenstaende wieder guenstig zurueckkaufen kann ;-). Und wir erleben hier eine Drogenproblematik, wie wir sie noch nie zuvor erfahren haben. Crack ist hier die Droge Nr. 1 und bereits ganze junge Jungs rauchen das Zeug ohne Ende... ein Wahnsinn! Doch Bogota hat auch seine schoenen Seiten und wir lernen hier so viele nette Menschen kennen, dass uns der Abschied von dieser Megacity gar nicht so leicht faellt. Der nette Angestellte im Hostel, mit dem wir ein "Yanni" Konzert nach dem anderen "erleben" und unsere 4 kolumbianischen Freunde, mit denen wir abends Bogotas Strassen unsicher machen erschweren den Abschied naemlich erheblich. Speziell in Kolumbien haben wir wieder einmal erlebt das vieles erstens anders, und zweitens als man denkt passiert...witzigerweise sind wir speziell wegen der Karibik nach Kolumbien gereist und genau dieser Abschnitt hat uns in diesem Land (oder ueberhaupt in Suedamerika) am wenigsten gefallen, dafuer hatten wir eine tolle Zeit im Dschungel und auch in den Staedten......... bye bye Suedamerika
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