Bolivien
...Simone und Andi am groessten Karneval Suedamerikas…
Ende Februar, wir stehen an der bolivianischen Grenze und Frauen in traditioneller Tracht mit schwerem Gepaeck am Ruecken wandern an uns vorbei. Etliche Stunden spaeter und endlich: welcome to Bolivia! Alles ist chaotischer, kleine Laeden und zahlreiche Strassenverkaeufer mit den typischen indigenen Gesichtszuegen saeumen das Bild und very slowly beginnen wir die Fahrt nach Tupiza. Vorbei an Schluchten und Adobe-Doerfer, bis wir das kleine Staedtchen erreichen. Bereits jetzt dreht sich alles um den bevorstehenden Karneval und die Strassen und Gaesschen sind voll mit tanzenden Menschen, waehrend wir uns mit Bob und Tom durch die heimischen Spezialitaeten durchfuttern ;-)
Unser Ziel ist der weltbekannte Karneval in Oruro und so verweilen wir nicht allzulange, sondern reisen bald nach Uyuni weiter. Die Fahrt ist toll, denn der Bus schlaengelt sich auf 4000 hm und alsbald betreten wir zum ersten mal den altiplano. Lamas und Vicunas kreuzen unseren Weg, ab und an ein Hirte oder ein Minidorf, historische Ruinen, Wueste, Weite und sogar Duenen, Berge die in allen Farben schillern und schneebedeckte Gipfel…. So haben wir uns das hier wahrlich nicht vorgestellt ;-) Trotzdem wir steckenbleiben und erst Stunden spaeter als geplant Uyuni erreichen, ist diese Fahrt fuer sich bereits ein highlight. hier gehts zu den Pics |
Auf knapp 4000 hm angekommen frieren wir erstmals und stellen fest, dass wir sogleich nach Oruro weiter muessen. Was folgt sind gravel road und ein Morgen um 5 Uhr am Bahnhof mit unseren 2 chilenischen Freunden. Um die Unterkunftskosten fuer diese Nacht zu sparen verweilen wir dort bis 7 Uhr, bis wir uns auf Zimmersuche begeben. Trotz des Wissens um die Unmoeglichkeit zur Karnevalszeit ein Zimmer zu finden machen wir uns auf die Suche. Die Zimmerpreise naehern sich an die 100 USD Grenze und trotzdem sind kaum welche verfuegbar. Nach stundenlanger Suche steigen wir in einer schaebigen Bahnhofshospedaje superguenstig fuer die naechsten 4 Tage ab, Glueck gehabt! Aufgrund der schlaflosen Nacht stuerzen wir direkt ins Bett, um bereits 20 min spaeter von einem ohrenbetaeubenden Laerm geweckt zu werden. Nichtswissend starren wir auf die Strasse und stellen fest, dass bereits heute (2 Tage vor offiziellem Karnevalsbeginn) die indigenen Gruppen ihren traditionellen Karnevalsumzug feiern. Die Strassen sind voll mit Menschen, welche sich in bunten Kostuemen und mit handgefertigten Holz- und Plastikinstrumenten nach dem ewig gleichen Rhythmus bewegen. Die Stadt pulsiert und an jeder Ecke werden die leckersten ;-) (Innereienspiesse, geduenstete Kutteln, sowie auch Kuchen mmh..) Gerichte angeboten. An Schlaf ist nicht mehr zu denken und wir feiern und trinken bis in die Morgenstunden mit. Tagsdarauf versuchen wir dann den besten Karnevalsplatz ausfindig zu machen und auch dieser Abend ist gepraegt von Feierlichkeiten, den diversesten alkoholischen Leckereien und wenig Schlaf.
Aktiv wie ihr uns alle kennt, stellen wir den Wecker fuer den naechsten Tag auf 7 Uhr um ja nichts zu verpassen ;-) Wie ihr euch denken koennt, sind wir dann auch glatt die ersten auf den Tribuenen und folglich auch bei der Verehrung der hlg. Jungfrau mit von der Partie (Der erste Umzug ist der Verehrung der hlg. Jungfrau Maria gewidmet, der zweite Tag eroeffnet den Karneval und der dritte Tag dient der Opfergabe an Pachamama, sprich Mutter Erde). Um kurz nach 9 Uhr ist es dann soweit und die “Diabladas” stuermen den Platz. Bunte Kostueme und Masken, tanzende Frauen im Karnevalskleidchen, eine Musikgruppe, Tanzauffuehrungen – wir befinden uns beim groessten Karneval Suedamerikas!!! Es ist imposanter und unglaublicher als wir uns das jemals vorgestellt haben, gar nicht mit Worten zu beschreiben… Unser Platz ist am civic – gegenueber vom Fernsehen, wo eine riesige Bodenzeichnung die bunten Kostueme “unterstreicht”. Nach und nach stuermen Gruppen herbei, die Morenas, die Inkas uvm.
Es wird getanzt, musiziert, die Leute strahlen und die Stimmung ist irre. Jede Gruppe tanzt 3 km durch die Gassen bis zur Kirche, wo der hlg. Maria gedankt wird. Alle Tribuenen sind voll, tausende Bolivianer ausgelassen und kein Tourist weit und breit. Es wird mitgesungen und niemand goennt sich hier eine Pause. Die Menschen begruessen uns von allen Richtungen und wir werden mit Bier, Vodka und Kokablaetter beschenkt, die wir mit einem leija-Stueckchen kauen. Die Zeit vergeht im Fluge, die Darbietungen nehmen kein Ende und immer wieder neue Shows und neue Kostueme – kurzum, die Fete dauert die ganze Nacht an. Die stetig betrunken werdende Masse hinterlaesst jedoch ihre Spuren und so erleben wir nicht nur einen der schoensten, sondern auch den ekelerregensten Abend unseres Lebens. Betrunkene Maenner uebergeben sich auf derTribuene, Frauen pinkeln an Ort und Stelle unter ihrem Rock hervor und wir ertragen das Fest nur mit ausreichend Alkohol. Die bolivianische Strassenkueche zerstoert abermals Simones Magen , doch hier faellt Simone in der Masse mit Durchfall gar nicht auf ;-) Dennoch, wir fuehlen uns dermassen abgefuckt, dass wir um 3 Uhr morgens noch eine gruendliche Saeuberung an uns durchfuehren…
Immer noch aktiv wie ihr uns kennt steigen wir am naechsten Morgen abermals frueh aus dem Bett . Fruehstuecken, einkaufen und zurueck auf die nicht gereinigte Tribuene, wo die Menschen immer noch feiern und die Fete bereits voll im Gange ist. Abermals sind wir von den Darbietu
ngen begeistert, lassen die Korken knallen und machen dort weiter, wo wir tagszuvor aufgehoert haben. Wir lernen Musikanten und Taenzer kennen und geniessen tiefe Einblicke in Bier, Vodka, Bolivien, Leidenschaft, Tanz, Musik, Karneval, Aymara und Quechua. Erst spaet in der Nacht brechen wir auf, bye bye Wasserbomben, Spruehschaum und bye bye der groessten Fete we have ever seen :-)!!!
In den Minen der hoechstgelegenen Stadt der Welt, Kinderarbeit und die Politik Boliviens …
Wieder laeutet der Wecker um 7 Uhr. Fruehstuecken, packen und bereits um 10 Uhr sitzen wir klinisch tot im Bus am Weg in die hoechstgelegene Stadt der Welt – Potosi, 4070 hm. Wiedereinmal wollen wir eigentlich nur schlafen, aber die Fahrt auf 5000 hm ist aussergewoehnlich grandios. Unter uns die Berge, Schluchten, zerklueftete Landschaften – einfach nur unglaublich! In Potosi wird immer noch Karneval gefeiert, aber wir ziehen uns zurueck und goennen uns eine Pause.
Vom Reichtum des alten Potosis (welches einst unter den Top 4 der reichsten Staedte der Welt rangierte) ist nur wenig uebriggeblieben. Frueher das weltweit groesste Silberabbaugebiet, lassen heute nur mehr die alten Kolonialbauten auf den einstigen Reichtum schliessen. Dennoch ist der cerro (Minenabbaugebiet) immer noch der Mittelpunkt fuer das Ueberleben der ansaessigen Bevoelkerung und die meisten Maenner sind in den Minen taetig. Auch wir entschliessen uns zu einer Minenbesichtigung und so latschen wir in voller Montur vorerst zum “miners Markt”, um Geschenke fuer die mineros einzukaufen. Wir ergattern 96%igen Alkohol (den wir leider sofort kosten duerfen), kaufen Dynamitstangen (ja, hier ist das ganz legal…) und natuerlich Kokablaetter. Nach unserer ersten
Probezuendung sind wir beinah taub, aber schwer beeindruckt von der Sprengkraft.
Doch nicht nur dies fuehrt zum politischen Unmut in der Bevoelkerung, sondern auch vi
ele andere Massnahmen des ersten indigenen Praesidenten. Die Rueckverstaatlichung des Energiesektors fuehrte zum sofortigen Stopp in dringend benoetigte Investitionen, viele Massnahmen waren nur eine farce (die “neue” Alterspension, die Bekaempfung des Analphabetismus dahingehend, dass die Menschen nach einem 3 woechigen Kurs nun ihren Namen schreiben koennen, die Landrueckgabe an die Hochlandindigenen, welche -sehr zum Unmut der dort ansaessigen Bevoelkerung- ins Tiefland uebersiedelt wurden), die “Exekutive” der Kokabauern hinsichtlich der chem. Weiterverarbeitung dieser Pflanze, die stetigen Preiserhoehungen und nicht zu vergessen die Drohungen an Chile fuer einen Zugang zum Meer oder die Freundschaft mit Hugo Chavez, um nur einige zu nennen.
Heimatgefuehle, liebestolle Affen und weitere Feierlichkeiten
Nach der beeindruckenden Minentour lernen wir tagsdarauf Jowen und Steve kennen, nehmen gemeinsam den Bus nach Sucre und verbringen die folgenden Tage gemeinsam. Sucre bietet erstmals die Moeglichkeit vegetarisch zu schmausen und abends Blues Konzerte zu geniessen, yippie. Mit den 2 lustigen Kerlen besuchen wir die Dino- Fussabdruecke, die glorietta und verabreden uns fuer die Fahrt zum Tarabucco-Fest. Mit Mikros und pick-up LKWs kutschieren wir dann auch zu dem traditionellen indigenen festival. Jowen futtert Huehnerfuesse, wir wandern auf eine Anhoehe, chillen und geniessen den warmen Tag bevor sich Steve als alter Pyrotechniker mit einem Feuerwerk beinah in die Luft sprengt ;-) Auch die folgenden gemeinsamen Tage sind supernett und lustig und nur schweren Herzens trennen wir uns einige Zeit spaeter von den beiden.
Fuer uns geht die Reise dann mit einer 14stuendigen hoellenmaessigen Nachtbusfahrt weiter, bis wir irgendwann doch noch Samaipata erreichen. Wir staunen nicht schlecht als wir feststellen, dass dieser Ort in sozusagen deutschsprachiger Hand ist und wir in einem gutbuergerlichen Landgasthof unterkommen. Selbstgebackenes Vollkornbrot, hausgemachte Marmeladen, Landjaeger und Speck zwingen uns zum Bleiben. So geniessen wir Bergtouren, Linzer Schmaeh, leckeres Essen und Kartenspiel. Die letzten Tage sind gepraegt von Fruehstueck,Internet, sopa de mani bei Toni und einer Wanderung zur Tierstation. Volle cool, eine behinderte Dame paeppelt arme, kranke Tiere der Umgebung auf und wir schliessen sogleich Freundschaft mit Aras, Wildkatzen und den liebesbeduerftigen Affen. Als der Bruellaffe auch noch Simone abknutscht muss Andi erstmals entsetzt feststellen, dass Simone einen anderen Affen liebt ;-)
Gemeinsam durch den Amazonas, Abholzung, Wilderei und ein Wahnsinns-Projekt
Nach Voegelbeobachtungen, Lagungen, Wasserfaellen und einigen Autostop-Aktionen wird es wieder Zeit zum Aufbruch, um endlich den Amazonas zu erkundschaften. Wider aller Warnungen den Amazonas zur Regenzeit nicht zu bereisen, machen wir uns auf den Weg und ueber Trinidad versuchen wir die nicht passierbare Gegend nach San Ignacio de Moxos zu erreichen. Speziell heuer hat die Regenzeit erbarmungslos zugeschlagen und aufgrund der Warnungen sind wir uns schlussendlich selber nicht mehr ganz sicher was wir hier eigentlich machen. Als wir auf ein Faultier treffen steht unser Entschluss jedoch fest und wir springen in den erstbesten Zubringerbus. Natuerlich sind wir die einzigen Touristen weit und breit und es dauert auch nicht lange, bis wir den Bus aufgrund der Ueberflutung wieder verlassen muessen. So stehen wir ahnungslos vor weggeschwemmten Strassen. Mithilfe unserer Spanischkenntnisse bahnen wir uns den Weg zum einzigen Boot weit und breit, mit der Hoffnung doch noch irgendwie unser Ziel zu erreichen. Wir haben Glueck! Die “Kokosnussschale” ist bereits halb beladen und fuer den Yamaha Motor ist sogar Benzin vorhanden ;-) Schnell waten wir an board, verstauen unsere Rucksaecke wasserdicht und schon sind wir mitten im Abenteuer Amazonas. Der Motor graebt sich durch dichte Schilflandschaft und als Treibholz die Antriebsschraube blockiert (und der Motor absaeuft) scheint es, als ob wir die naechsten Tage an board verbringen muessen. Gluecklicherweise wurde die Schraube jedoch nur wenig beschaedigt und wir koennen unsere Fahrt fortsetzen. So geht es weiter durch Sumpflandschaft, vorbei an Schildkroeten, dichtem Geaest und wunderschoenem Regenwald. Ueber uns die Papageien, unter uns die Piranhas – was will man mehr vom Leben?
Klar ist, dass der LKW keinen Meter mehr fahren kann und abermals beschleicht uns die Angst, dass wir die Nacht im Freien verbringen muessen. Bolivianische Mitreisende versuchen alles um aus dieser Situation herauszukommen, schliesslich will niemand im Mosquito-Paradies uebernachten. Als ploetzlich ein Motorrad am Horizont auftaucht sind wir schliesslich der Rettung ganz nah. Mit Hilfe einer Motorradgang schaffen wir es bei einsetzender Daemmerung unerwarteterweise doch noch nach San Ignacio!
Tagsdarauf ist unser Ziel der Ritt nach San Borja. Ab 9 Uhr warten wir auf eine Transportmoeglichkeit, bis wir endlich um 17 Uhr auf 2 Maedels treffen die meinen, dass nicht weit von hier ein Auto steht, welches uns nach San Borja bringen kann. So heuern wir erneut 2 Motorradfahrer an, um uns zu besagten Auto zu kutschieren. Schnell noch die Vorderreifen aufgepumpt und schon brettern wir ueber die nicht vorhandene Strasse. Den Staub im Gesicht, neben uns Sumpfgebiet mit ueppigstem Wald, Abendstimmung und dann: Matsch wohin das Auge reicht. Die Fahrer bemuehen sich, doch allzuhaeufig kippen wir um und so hilft nur noch eines: Barfuss durchwaten! Wir sind sternhagelvoll Dreck, der Schlamm quillt uns zwischen den Zehen hervor und mit den Rucksaecken behangen lac hen wir uns schlapp. Nicht lange, denn unsere Fuesse beginnen aufgrund der Insekten zu jucken und zu brennen und jeder Schritt wird zur Qual. Neben uns schieben die Jungs die Motorraeder voran und wir konzentrieren uns darauf, nicht mit vollem Gepaeck hinzufallen und das Gleichgewicht trotz haeufigen
Ausrutschens irgendwie zu halten. Erst geschlagene 2 Stunden spaeter sehen wir in der Ferne besagtes Auto und die Hoffnung auf ein baldiges Ende dieses Weges treibt uns voran. Gerade als die Daemmerung hereinbricht erreichen wir unser Ziel, naemlich ein armseliges Huettchen mitten im Nirgendwo und ein Auto, das auf uns wartet. Gleichzeitig starten Millionen von Mosquitos die Jagd auf uns, also springen wir in eines der Sumpfloecher, versuchen den Schlamm ein wenig abzuwaschen und suchen ernsthaft verzweifelt unseren Mossie-Spray. Unsere Haende und Fuesse schwillen bereits an und so spruehen wir uns schnell ein und moechten nur noch ins Auto fliehen. Gerade als wir glauben es nun – zumindest hinsichtlich der Mossies – geschafft zu haben, trifft uns fast der Schlag.
Nein, nicht etwa weil die Mossies uns langsam aber sicher jegliches Blut aus dem Koerper saugen, sondern weil der Fahrer die Autotuer zuschlaegt und nicht gewillt ist einen Meter zu fahren. So stehen wir zu viert wie elektrisiert da und koennen unseren Ohren kaum trauen. Wir betteln, bieten ihm eine grosse Summe an, doch er bleibt stur und so stehen wir verzweifelt im Dunkeln im Matsch und schlagen wie wild um uns, um den Mossies zu trotzen. Mit dem Gefuehl lebendig aufgefressen zu werden und dicker Hose, dicken Socken und mehreren Schichten uebereinander angezogen versuchen wir unser Glueck bei den Bewohnern der Huette, doch diese haben leider weder etwas zu Essen, noch ein Mossienetz, noch irgendetwas fuer uns. Zum Glueck haben wir beide wenigstens Taschenlampen, doch nichts hilft uns im Freien um die Insekten abzuschuetteln. Eines der Maedchen meint ihr Freund wuerde kommen um uns zu suchen, doch die Gewissheit das dies – wenn ueberhaupt – erst nach Stunden passiert loest keine Gluecksgefuehle aus. So sitzen wir zu viert auf der einzigen Holzbank in der Umgebung, als ein junger Bursch zu uns stoesst. Mit nichts als einem T-Shirt bekleidet steckt nun auch dieser fest, waehrend der Taxifahrer hinter dem Lenkrad pennt. Stunden vergehen und alle Versuche hier wegzukommen bzw. einen Schutz vor den Mossies zu ergattern schlagen fehl, und ausser Steckenbleiben im Matsch aendert sich unsere Situation um keinen Deut. Bei 30 Grad sitzen wir bis Mitternacht auf der Bank, fuchteln wie wild um uns rum, koennen kaum den wunderschoenen Sternenhimmel geniessen und versuchen uns gegenseitige Hoffnung zu machen. Dann ist es soweit und Andi schmiedet heimlich Mordplaene, was seine Wirkung nicht verfehlt, denn gnaedigerweise laesst uns der Fahrer nun zumindest in das Auto. Die Maedels auf der Rueckbank und Andi und ich im dreckigen Kofferraum, sitzen wir gekruemmt und einem staendigen Summen im Ohr in der Karre.
Jeder Knochen tut uns weh und die Uhr schlaegt 01:30 Uhr, als wir ploetzlich ein Motorengeraeusch vernehmen. Wir trauen unseren Augen kaum, aber der Freund des Maedels hat sie wirklich gesucht und steht nun mitten in der Nacht vor uns! Mit einem riesigen Jeep und leckerem Essen, das fair unter uns allen aufgeteilt wird. Schnell springen wir in sein Auto und schon brausen wir ueber holprige Piste davon. Uebergluecklich verbringen wir die folgenden 3 Stunden im Auto, sehen Wasserschweine und andere Tiere und fallen um 5 Uhr morgens in ein Bett. Mit der Gewissheit das Schlimmste ueberstanden zu haben, koennen wir am naechsten Morgen so richtig entspannt ausschlafen. Den Tag verbringen wir mit einem Buch in der Haengematte und suessem Nichtstun. Der Weg nach Rurrenabaque – unserem Ziel – ist ein Klacks und es scheint, als haben wir das groesste Abenteuer bereits hinter uns.
Angekommen in Rurre, dem kleinen Dorf am Beni Fluss, stechen uns sogleich die vielen Tourenanbieter ins Auge. Von Pampas-Touren mit Tierbeobachtungen, bis hin zu Dschungel- Touren versucht hier jeder mit der Natur Geld zu machen. Als wir dann in unserer Unterkunft
Ilka und Torsten kennenlernen erschliessen sich uns Einblicke, die uns aeusserst nachdenklich und traurig stimmen. So ist Wilderei hier leider eine gaengige Machenschaft, und manche Tourenanbieter versuchen sich damit eine goldene Nase zu verdienen. Besonders gewisse Nationalitaeten finden daran Freude und bruesten sich mit den gewilderten Tieren. Videodokumentationen zeigen diese schreckliche Szenarien, dennoch reicht dies allein nicht aus, um die bedrohten Tiere vor Machenschaften dieser Art zu schuetzen. Ilka und Torsten versuchen seit 10 Jahren die gefaehrdeten und kranken Tiere zu schuetzen, und haben dazu in Zusammenarbeit mit Partnern aus dem In- und Ausland den Verein Regenzeit ins Leben gerufen. Dank ihrer Hilfe werden isolierte Doerfer medizinisch versorgt, Verdienstalternativen zur Abholzung des Regenwaldes und zur Wilderei geschaffen und zudem leisten die beiden Aufklaerungsarbeit in der lokalen Bevoelkerung fuer das fragile Oekosystem. Ein Projekt, das uns speziell am Herzen liegt ist die Wiederauswilderungsstation fuer Tiere, im Speziellen fuer Raubkatzen. Trotz erheblicher Rueckschlaege steht das Projekt nun kurz vor der Verwirklichung, dennoch bedarf es jeglicher finanzieller und mitwirkender Unterstuetzung. Wer helfen kann und moechte – link Hilfsprojekte – ist hier sicherlich genau richtig. Die interessanten Stunden mit Ilka und Torsten haben uns jedenfalls sehr beruehrt, weshalb wir diese Projekte guten Gewissens weiterempfehlen koennen.
Wuesten, so richtig hohe Berge, der groesste Salzsee der Welt, Lagunen, Geysire, Steinformationen und die Besteigung des 6000 m hohen Vulkanes Licancabur
Nach dem Abenteuer “Amazonas” fuehrt uns unsere Reise weiter nach La Paz. Nach Erkundschaftung der hoechstgelegenen “Hauptstadt” der Welt, geniessen wir Wanderungen in den tropischen Yungas und am beruehmten Titikakasee. Langsam zieht es uns zu der hoechsten Bergkette Boliviens, die sich ueber 6000 Hoehenmeter erstreckt. Wir naechtigen in dem kleinen Doerfchen Sorata am Fusse des Illampu, unternehmen Bergtouren zum Gletschersee des schwierigsten Berges Suedamerikas und bereiten uns langsam auf unsere geplante Vulkanbesteigung vor. Nach einem kurzen Stop in La Paz machen wir uns abermals auf den Weg in den Suedwesten Boliviens. In Tupiza angekommen, steht der Plan eine Alternativroute zur klassischen Salartour zu unternehmen. 2 Tage vergehen, bis wir das Projekt verwirklichen koennen und ein Paerchen dieses Abenteuer mit uns eingehen will.
Tagsdarauf brechen wir zu fuenft um 08:30 Uhr mit einem Toyota Landcruiser (1987) auf. Wir verstehen uns alle blendend, und ueber Stock und Stein rumpeln wir ueber die fast unbewohnte suedbolivianische Lipez Wueste, vorbei an Lamahirten, Gold- und Silberminen und den geschuetzen Vicunas. Schneebedeckte Berge, Kakteen, bunte Felsformationen, Steinwueste und Sandsteinformationen saeumen den Weg, bis wir abends das kleine San Antonio de Lipez auf 4200 hm erreichen, wo wir die Nacht verbringen. Um 5 Uhr morgens brechen wir am naechsten Tag wieder auf, um die herrliche Landschaft und den Sonnenaufgang inmitten der Lipez-Wueste zu erleben. Ueber Schneelandschaft und Paesse schreiten wir langsam voran, bis wir steckenbleiben. Mit nicht funktionierendem Allrad und komplett abgefahrenen Reifen stecken wir auf eisiger Piste. Also schieben wir, brechen die Eisschicht auf und brauchen Stunden bis wir weiterkommen um abermals festzustecken. Diesmal graebt sich das Auto in tiefen Matsch ein, und die Arbeit beginnt. Auf 4300 hm schaufeln Andi und Joe stundenlang den Matsch weg, wir versuchen mit Steinen und Grasbuescheln die Strasse zu befestigen und bei eisiger Kaelte resignieren wir langsam. Komplett ausser Atem und voellig verdreckt muessen wir um 14 Uhr die Rueckfahrt antreten, um nicht die Nacht hier draussen zu verbringen. Total angefressen beschimpfen wir unseren Fahrer und beratschlagen in der Gruppe ueber die Konsequenzen des nicht funktionierenden Fahrzeuges.
Wir lassen uns ueberreden einen Umfahrungsweg einzuschlagen und die Tour aufgrund der Ereignisse um einen Tag zu verlaengern. Ueber Steinwueste erreichen wir am dann abends die nicht geplante Unterkunft. Die Hoehe raubt uns jeglichen Schlaf, dennoch geht es tagsdarauf um 04:30 Uhr wieder los. Schnelles Fruehstueck, Bewunderung des tollen Sternenhimmels und ueber Stock und Stein geht das Abenteuer weiter. Auf eisiger Piste brechen wir im Wasser ein und abermals bedeutet dies in der Kaelte schieben, ziehen und graben. Mittels Hilfe eines anderen Fahrzeuges koennen wir uns schliesslich befreien und die Fahrt fortsetzen. Bei tief blauem Himmel fahren wir durch die Wueste, umrahmt von Bilderbuch-Vulkanen, schneebedeckten Bergen, in allen Farben schimmernden Gletscherseen und einer atemberaubenden Landschaft in allen Farbschattierungen. Wir baden in natuerlichen Thermalquellen bei 38 Grad Wassertemperatur, queren die Dali-Wueste mit den bizarren Steinen im Sand und erreichen am Abend unser basecamp am Fusse des Vulkans Licancabur. Vor der Tuer sinkt die Temperatur und abermals rauben uns Hoehe und Kaelte jeglichen Schlaf. Dennoch brechen wir um 2 Uhr morgens zur Gipfelbesteigung auf. Vor der Tuer Minusgrade, ein traumhafter Sternenhimmel und mit den Taschenlampen auf der Stirn folgen wir dem Bergfuehrer den steinigen und steilen Pfad. Mit jedem Schritt wird die Luft duenner und jeder Schritt ist eine Qual. Die Wasserflaschen sind bereits gefroren und wir zweifeln daran, das Ziel zu erreichen. Langsam und pausenlos kriechen wir voran, Schritt fuer Schritt, immer steiler bergauf… am Horizont erhebt sich die Sonne ueber den Vulkanen und wir ueberblicken die Lagunen Verde und Blanca, Bilderbuch-Vulkane mit sie umgebenden Salzringen, einen fast 6000 m hohen Vulkan, schneebedeckte Berge und einen immer strahlend blauer werdenden Himmel. Die Luft ist so duenn, das Atmen mehr als schwer und der Weg wird steiler und steiler. 09:30 Uhr, wir koennen es kaum glauben, aber wir haben es geschafft – wir alle!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Auf 6000 Hoehenmeter bei wolkenlosem Himmel blicken wir hinab auf die Lipez Wueste, Chile und natuerlich die Atacama Wueste. Der hoechste Kraterseee der Welt praesentiert sich uns zugefroren und dieser wunderschoene Ausblick ruehrt uns nahe zu Traenen.
Wieder im Tal erkunden wir gemaehlich die schwefelrauchenden Geysire und fallen abends totmuede ins Bett. Erst spaet, um 07 Uhr, geniessen wir am naechsten Tag unser Fruehstueck und machen uns auf den Weg zur Laguna Colorada, zu den Flamingos bei der Laguna Hediona und ins rock valley, immer weiter Richtung Uyuni. Die erste Dusche seit langem wird zum Genuss und bei Wein und Kartenspiel feiern wir unseren gestrigen Erfolg. Um 4 Uhr morgens beginnt dann unser letzter Tag mit der Fahrt zu dem groessten Salzsee der Welt, dem Salar de Uyuni. Am Salzsee erleben wir den Sonnenaufgang und geniessen ein Naturschauspiel der besonderen Art. Voellig erschoepft steigen wir abends in den Nachtbus nach La Paz, geraten in die typischen bolivianischen Demonstrationen und verlassen wenige Tage spaeter dieses atemberaubende Land!