Ende August - Der Muli stöhnt und quietscht und kein Ende ist in Sicht. Schon seit Stunden quälen wir uns über ausgewaschene Pisten, vorbei an kleinen Dörfchen. Die Menschen winken freundlich und auch die üppige Landschaft, umrahmt von Bergen, lädt zum Verweilen ein, doch unser Ziel steht bereits fest und heißt Matema. Bereits am lake nyassa – wie der Malawisee auf tansanischer Seite bezeichnet wird – gelegen, wird dies unser letzter Stopp in Tansania. Schon am nächsten Morgen wollen wir die Grenze nach Malawi passieren, vorerst müssen wir uns jedoch einen Weg nach Matema bahnen. Stunden später ist es dann soweit und die Mühe wird mit einem wunderschönen Strand belohnt. Wir schlagen unser Zelt auf, springen in den See (der an dieser Seite anscheinend keine Billharziose Gefahr birgt) und verbringen einen entspannten Abend mit Selbstgekochtem von unseren Freunden Pina und Alberto.malawi 24

Malawi

Schon am frühen Morgen beginnt für mich eine erste Erkundungstour und bereits in aller Früh ist der Strand voller Leben. Die Menschen erledigen die Körperhygiene im See, waschen die Wäsche im See, schneiden sich die Haare … es scheint als gäbe es nichts, was hier nicht direkt am Strand stattfindet. Glücklicherweise gesellt sich eine Weile später ein junger Bursche zu mir und somit sind meine Vormittagspläne geklärt. Stundenlang reden wir über Afrika, Europa, Weltpolitik, Krieg uvm. und ich erfahre dass sein Vater, der Polizist war, erschossen wurde und er selbst in einer Reggae Band spielt. Zurück beim Zelt genießen wir den Rest des Tages am See, gehen Schnorcheln und haben Spaß mit den jungen Burschen, welche uns ihre Gesangs- und Akrobatik Kenntnisse vorführen.

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Tags darauf ist es soweit und wir brechen auf. Die Fahrt bis zur Grenze erweist sich als äußerst unspektakulär, der Grenzübergang wird dann dank der  Bürokratie für Österreicher aber umso spannender. Dennoch geht es recht schnell voran und so brechen wir alsbald nach Kapange auf, um uns mit ein paar Lebensmitteln einzudecken. Dachten wir zumindest, denn diesbezüglich haben wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht. In den paar maroden Läden gibt es nämlich nichts zu kaufen. Kein Gemüse … nichts. Uns wird klar, dass wir besser beraten sind weiterzufahren und so machen wir uns auf den Weg nach Livingstonia. Vorbei am See, der wie dunkelblaues Meer -umrahmt von Gebirge und Wäldern- in der Landschaft thront fahren wir in Serpentinen durch ewigen Wald, um schlussendlich bei einem öko-camp zu landen. Mitten im Wald mit Klos, in denen Würmer die Kacke ganz biologisch zerfressen, scheint die Welt völlig in Ordnung. Ein lustiger Abend mit Pina und Alberto beendet unseren ersten Tag in Malawi.
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Auch der nächste Tag in dieser wunderbaren Natur erfreut unsere Gemüter. Weg von den Menschen und der allgegenwärtigen Armut verbringen wir einen feinen Tag am Wasserfall und freunden uns mit den Hunden in der Umgebung an.

Der Tag des Aufbruchs ist dann alles andere als ein Spaß. Zunächst kommen wir in der gebirgigen Landschaft von der Straße ab und entgehen haarscharf einem Unfall. Dann überfährt der Andi einen Hund (als hätte man in Afrika psychisch nicht von haus aus viel zu tun) und zu guter Letzt hat Andi am Fuß mittlerweile eine Riesenbeule. In Nkhata angekommen bedeutet diese für  Andi eine sofortige  Notoperation. Von uns! Mit Spritze und Messer schneiden Pina und Alberto Andis Wunde auf und kratzen diese aus, als Narkotikum gibt’s für Andi ein Besäufnis am frühen Nachmittag. Somit ist abends auch nicht restlos geklärt, ob Andis Gehunfähigkeit der OP oder den Betäubungsmitteln zuzuschreiben ist.

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 Morgen ist Andis Geburtstag und wir müssen dringend nach Mzuzu um die Visaangelegenheiten zu erledigen. Die Schmerzen am Fuß sind täglich schlimmer geworden, zudem bin ich deprimiert, weil ein Geburtstagsgeschenk oder Geburtstagskuchen beim besten Willen nicht erhältlich sind. In Malawi, das erst vor 2 Jahren aufgrund einer schrecklichen Hungersnot in die Schlagzeilen geriet, ist es kaum möglich Lebensmittel zu erhalten, geschweige denn von etwaigen Luxusgütern. Das Land, geplagt von Dürren, Ernteausfällen und einer korrupten Regierung weist eine durchschnittliche Lebenserwartung von knapp 30 Jahren auf. Generell trifft man auch diese 30jährigen Greise kaum, stattdessen hat man das Gefühl hier ist niemand älter als 10 Jahre. (und natürlich verwaist – versteht sich ja in Afrika mittlerweile von selbst..). Dennoch bin super deprimiert und erst als wir auf dem Rückkehr bei Händlern mit Holzfiguren vorbeikommen, erhellt sich meine Laune. Wir kaufen die Geburtsgeschenke für uns beide und der Geburtstag scheint gerettet. Zumindest so lange, bis abends Alberto Andi eine Mitfahrgelegenheit nach Mozambique schenken möchte (was für uns ohne Carnet mit dem Muli als Unmöglich erscheint) und was mich rein gar nicht begeistert. Den Muli stehen lassen und zu viert in einem fremden Auto….naaaaa.

Andi beginnt seinen Geburtstag wieder einmal damit, Eiter aus der Wunde zu pressen. Er kann heute gar nicht mehr gehen und so wird erst einmal gekocht. Pina zeigt mir, wie man italienische Gnocchi am Gaskocher zubereitet und wir geben uns einer italienischen Essensorgie hin.

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Tage später ist es soweit: der erste  Arztbesuch in Afrika. Ziemlich unspektakulär erkennt der Arzt eine Infektion und reicht Andi Schmerzmittel. Die Abklärung und Behandlung des Problems erhellt sogleich den ganzen Tag, und wir genießen heute einfach nur das Leben. Sehen turnenden Kinder zu, Frauen die Netze nähen, Menschen bei der Körperpflege und beim Wäsche waschen … heute „wohnen“ wir einfach nur in diesem schönen Land.

Auch der Fuß ist mittlerweile wieder einsatzbereit und nach Zeiten am See zieht es uns ins Gebirge. Wir haben bereits beschlossen die Fahrt nach Mozambique mit unserem Muli zu riskieren und wollen daher noch eine Zeit in den Bergen genießen. Nach kurvenreicher Fahrt schlagen wir dann unser Zelt am Zomba Plateau auf. Das Leben im Gebirge scheint so unterschiedlich zum Leben am See. Hier oben fehlt die Lebensader, der Lebensrhythmus wirkt beinah apathisch aber wir genießen die Ruhe …vor dem nächsten Abenteuer!

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