Türkisblaues Meer, in dem sich leuchtende Korallen und Fischschwärme tummeln.mosambique 123mosambique 85

Mosambique
 

Mit romantisch verklärtem Blick blicken wir auf das Schild am Grenzübergang, wo groß „welcome to Mozambique steht. Eine ehemalige portugiesische Kolonie, geplagt von Kriegen, Ausbeutung und Elend hat seit nunmehr knapp 5 Jahren seine Pforten für ausländische Besucher geöffnet und nun stehen wir davor, dieses Land zu erkunden.

Trotz größter Bedenken, aber dank unseres  kenianischen Nummernschildes und Pinas spärlichen Portugiesisch- kenntnissen können wir den  Grenzübergang auch ohne die erforderlichen Papiere passieren und endlich ist es soweit: Die Stempel leuchten in unseren Pässen – Welcome to Mozambique!!! September.

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Wir haben es also geschafft und bereits einige Meter weiter stellen wir begeistert fest, dass die Landschaft unsere Vorstellungen weitaus übertrifft. Wir fahren durch kleinste Dörfchen mit Hütten aus Kuhdung, umgeben von üppigster Natur und umrahmt von Bergen. Es ist schöner als angenommen, aber die „Fahrbahn“ ist höllisch. Muli wird bis an seine Grenzen gereizt,  und ein 1-Meter Sprung aufgrund der Nichtbeachtung eines metertiefen Schlagloches ist der krönende Abschluss. Nach stundenlanger Fahrt mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h, sozusagen einem Fahrtechniktraining für die Teilnahme an der Rallye Dakar, erreichen wir Cuamba, ein kleines und feines Städtchen.

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Die Zeit in Cuamba ist kurz, denn bereits am nächsten Tag  brechen wir wieder auf. Hier, mitten im Landesinneren, beschleicht uns viel zu sehr das Gefühl unser Muli würde nicht mehr alt werden. Beinah bestätigt sich diese Vermutung auch einige Kilometer später, und nur knapp schaffen wir es bis Nampula, der nächstgrößeren und saugefährlichen Stadt. Den nächsten Tag widmen wir dann ausschließlich Muli. Andi arbeitet mit 2 Typen von 9 Uhr morgens bis 19 Uhr abends und mir wird empfohlen mich nicht vom Auto wegzubewegen, da wir hier anscheinend schneller beraubt werden, als wir schauen können.
 
Als wir uns dann abends auf dem Weg zum Essen machen ist es schließlich soweit:  aus unserem Zimmer wird unser ganzes Geld gestohlen. Wieder schalten wir die Polizei ein und landen am Revier. Auch dieses mal vergehen Stunden und wir werden auf s heftigste beschuldigt. Doch wir haben unsere Lektion gelernt: Egal was passiert, kontaktiere niemals in Afrika einen Ordnungshüter!

Das Geld können wir verschmerzen, doch langsam benötigen wir wieder positive Abenteuer. Konkret: Ilha de Mosambique. Trotz ihrem Status als Weltkulturerbe empfinden wir diese Stadt jedoch als heruntergekommen und uninteressant. Viel lustiger gestaltet sich da unser Kochabend mit unseren drei einheimischen Bekannten.

Guter Dinge ziehen wir weiter und stranden in Chocas de Mar, einem unberührten Strand am indischen Ozean mit keiner Menschenseele weit und breit. Fast, denn wir treffen auf Pina und Alberto, genießen die Ruhe und stellen fest, dass wir am letzten Camp um unseren Wasserfilter erleichtert wurden. Da sich das Land bisher als äußerst geeignet erweist um  sich von „unnötigen Ballast“ zu entledigen,  sieht Chocas de Mar uns also nur für eine Nacht.

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Durch karge Landschaft und sehr kleine Dörfer fahren wir tags darauf nach Pemba, ziemlich deprimiert weil wir immer häufiger die Kulturunterschiede spüren und wir das Gefühl einer trennenden Kluft zwischen uns Europäern und den Afrikanern plötzlich ganz stark empfinden. Der Abenteuergeist scheint wie begraben zu sein… 

Immer noch mies gelaunt kommen wir Stunden später an, als wir schlagartig feststellen, dass wir anscheinend doch im Paradies gelandet sind. Nach einem Bad im klaren Wasser hocken wir abends bei Grillfeuer und werden mit einem traumhaften Sternenhimmel belohnt. Salamander, ein Arbeiter vom camp, leistet uns dabei Gesellschaft und auch wenn wir uns wirklich mit keinem Wort unterhalten können, haben wir selten so herzhaft gelacht.

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Der nächste Tag vergeht mit der Jagd nach einem Geschäft, in dem wir Wasser, Brot und Salz kaufen können – eine Tagesbeschäftigung. Wir beschließen dennoch eine Weile zu bleiben und außer Baden, Grillen und Autoputzen passiert nicht viel.

Erholt brechen wir auf, doch der Straßenzustand ist schlimmer als gedacht. Unser Ziel ist der Quirimbas Archipelago, zuerst müssen wir aber den Ort erreichen, von dem aus die kleinen dhows (Segelboote) auf die Inselgruppe überstellen. Muli schaffts relativ weit und dank einer Mitfahrgelegenheit erreichen wir sogar noch rechtzeitig den „Hafen“. Dank genügend Wind segeln wir alsbald über das Meer, vorbei an Mangroven und nebst zahlreichen kleinen Inselchen.

Auf Ibo angekommen beziehen wir eine kleine feine Unterkunft und wollen gerade eine Cola trinken gehen als Vern, unsere Mitfahrgelegenheit, verheult vor uns steht. Beziehungsprobleme – wer kennt das nicht, doch wer rechnet schon mit sowas in Afrika? Okay, die beiden sind Südafrikaner, Weiße versteht sich, dennoch sind wir beinah überfordert uns mit solch „banalen“ Problemen zu beschäftigen.

Irgendwann sprechen dann Vern und Karl wieder miteinander und wir machen uns auf den Weg um eine Tauchschule aufzuspüren. Natürlich gibt es sowas hier nicht, aber es gibt Hoffnung und der Zauberschlüssel heisst „Dimitris house“. Wir suchen Dimitri und wir finden ihn. Bekifft und wenig begeistert teilt er uns jedoch mit, dass er keine Schnorcheltour für 2 Leute anreißt. Hm … unsere einzige Hoffnung auf eine Runde schnorcheln ist Dimitri (Tauchausrüstung hat hier nicht mal er – dafür ein paar Flossen und Schnorcheln) und so machen wir uns auf den Weg zum streitenden südafrikanischen Pärchen.

Die Gegend ist irreal schön, aber Dimitri ist ein Arsch… kentert sein Boot an einer Sandinsel und anstatt über Riff paddeln wir über Sand. Es ist glühend heiß, auf der kompletten Sandinsel findet sich nicht ein Fleckchen Schatten und natürlich haben wir die Sonnencreme vergessen. Was für ein Ausflug ;-)

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So ursprünglich Ibo ist, so sehr ist dies auch der Grund warum wir – hunderte Moskitostiche später – wieder nach Pemba möchten. Der Muli und das Buschcamp fehlen uns, und mit Karl und Vern im Schlepptau fahren wir daher abermals über Stock und Stein nach Pemba.

Dort angekommen stellen wir fest, dass dem Muli die Radnabe gebrochen ist… oh nein! Wieder einmal lauert eine Herausforderung auf uns. Andi, Karl und Vern fahren daher in das Städtchen, doch anstatt einer Nabe bringen sie Brandy und Cola mit. Bei gegrilltem Fisch und einigen Brandys später outet sich dann Brenda vom Camp als Geisterheilerin und erklärt uns die Wichtigkeit des Vodoos, während Karl sich mit seinen illegalen Geschäften outet. Ein spannender Abend, Afrika eben…

Muli´s Nabe wird langsam zum Problem …Andi und Karl waren mittlerweile überall um eine zu kaufen, aber wie es aussieht sitzen wir fest. Irgendwann fahren Karl und Vern mit unserer Originalnabe weiter (Karl meint er habe einen Freund der helfen kann), aber wen trifft Andi in der Stadt? Richtig,  Pina und Alberto … Sie beschließen sofort zu uns ins Camp zu fahren, wo getrommelt und getanzt wird und Brenda mit einem Ahnenbesänftigungsritual beschäftigt ist. Hier geht heute eindeutig die Post ab, leider sind auch einige Südafrikaner anwesend, welche uns mit ihren Besitztümern quälen. Es ärgert mich, vor allem wenn ich daran denke, dass unser Freund Salamander für einen 24 h Tag nur 2 USD verdient.

Karl scheint mit unserer Nabe untergetaucht zu sein, Pina und Alberto reisen heute ebenfalls ab, kurzum: wir sitzen fest. Es scheint als empfinden unsere weißen Freunde unser Problem als lapidar, uns belastet es jedoch ziemlich und wir fühlen uns verlassen. Doch ungeplant taucht wieder jemand auf die Bildfläche, der uns wahrlich Freundschaft zeigt: Salamander!

An seinem einzigen freien Tag bietet er Andi an, mit ihm nach Pemba zu laufen und ihm bei der Nabensuche behilflich zu sein. Und: es klappt, die Nabe passt und als auch noch Brenda mit einem Mechaniker im Schlepptau auftaucht, steht einer Fortsetzung unserer Reise nichts mehr im Weg!

Erschöpft von den furchtbaren Straßenbedingungen erreichen wir abends Fernao Veloso, und wen treffen wir erneut? Pina und Albert, diesmal mit einer kaputten Autopumpe… ja, die Straßen hier schlucken die Autos reihenweise…

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Auch sie sind auf der Suche nach Hilfe, die auch hier wieder ausschließlich von den Schwarzen erfolgt und nicht von den ansässigen Portugiesen oder Südafrikanern. Sosehr die Weißen auch die Arbeitsweise der Schwarzen kritisieren, Hilfe erfahren wir ausschließlich von den Menschen, die ohne Industrialisierung und einfach nur sich selbst zurückgelassen wurden …

Schön ist, dass wir uns nun wieder „vereint“ mit den Menschen hier fühlen. Das Gefühl einer unbezwingbaren Mauer zwischen uns und den Schwarzen ist verflogen, was bleibt ist vielmehr die Trauer über die Lebensbedingungen. Das Wissen über die ausweglosen Situationen, der verdeckten Apartheid, des Hungers und der Verzweiflung. Sogar die katholische Kirche missioniert in Richtung der Teufel ist schwarz – Schwarze sind schlecht… wären wir gläubig, würden wir spätestens in Mozambique vom Glauben abfallen.

In Fernao reparieren wir dann den Muli, suchen eine Pumpe für Alberto, lesen, schnorcheln und erfahren dank Albertos Zugang zur Mafia die Abgründe unserer Kultur… zudem ist das Riff vor unserem Zelt wie ein Aquarium, und exotische Fische, Muscheln und Schildkröten tummeln sich im seichten Wasser.

Die Autos endlich auf Vordermann gebracht, steuern wir den Gorongorosa Park an. Die Fahrt ist wieder einmal höllisch, doch als wir den Zambezi Fluss überqueren scheint es, als sei das Ziel nicht mehr weit entfernt. Doch weit gefehlt, denn mitten im Nirgendwo geht uns der Benzin aus!!! Andi stoppt ein Auto und braust davon. Ich stehe im Nirgendwo, allein, als plötzlich aus dem Busch von allen Seiten Kinderköpfe auftauchen. Sofort wird unser Essen aufgeteilt und Ball gespielt, kurzum wir verbringen lustige Stunden. Als es dunkel wird macht sich jedoch Angst breit. Während der ganzen Zeit ist nur ein einziges Fahrzeug vorbeigekommen, von Andi weit und breit keine Spur. Allein sitze ich im Auto und die schlimmsten Gedanken schießen mir durch den Kopf. Andi überfallen – ich allein mit leerem Tank im Busch – ganz geheuer ist mir die Situation keineswegs mehr…

Und dann taucht er auf – fix und fertig, weil er im Dunkeln das Auto schon nicht mehr fand – aber: Ende gut, alles gut. Wir füllen den Sprit in den Tank und starten zum Park, dessen Pforten bereits geschlossen sind. Dennoch, der Parkwächter leitet uns zu einer südafrikanischen Familie und zu deren noch nicht fertiggestellten camp.  Am nächsten Morgen repariert der Hausmechaniker auch sogleich gratis unsere kaputten Bremsen und wir fahren nach Vilanculoso. Fahren ist eigentlich nicht ganz korrekt, sondern Muli hüpft vielmehr und der Auspuff sorgt für eine Bombenstimmung. Andi liegt alle 100 m unterm Auto und wir entgehen dem Lärm nur, indem wir laut AC DC und eisgekühlter Bomerlunder grölen.

Mit 20 km/h Fahrgeschwindigkeit erreichen wir Stunden später die nächst größere Stadt. Auf einem äußerst dreckigen Campingplatz schlagen wir unser Lager auf, um bereits am nächsten Morgen um 06:30 von einem Mechaniker geweckt zu werden. Muli wird nun wieder einmal repariert und wir gehen zum Markt, buchen einen Tauchtrip für den nächsten Tag und stellen erschrocken fest, dass hier die Männer bereits mittags stockbesoffen herumliegen.

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Das Boot ist im Sand steckengeblieben, was so viel bedeutet als dass unser Tauchtrip ins Wasser fällt. Als auch am nächsten Tag kein Tauchtrip zustande kommt reisen wir ab, um während der Fahrt noch einmal eine Reparatur für Muli zu organisieren.

Als wir in Tofo stranden ist uns das Glück abermals nicht gänzlich hold und leider bleiben die erhofften Wellen aus. Die  Einheimischen raten uns daher nach Barra zu fahren, um dort Walhaie zu beobachten. Gesagt getan reisen wir also weiter und verbringen einen superfeinen Grillabend mit Leckereien wie Lobster und Riesengarnelen.

Hölle, Hölle, Hölle – die Bootstour ist der reinste Horror. Mit Vollspeed brettern wir über 3-4 m hohe Wellen (ja, hier ist der Wellengang ausgezeichnet ;-) und ich habe Panik aus dem Boot zu kippen. Zudem ist mein Tauchanzug viel zu eng, was mit der schnellen, panischen Atmung so gar nicht in Einklang geht. Leider ist der Todestrip dann auch noch sozusagen umsonst, wir sehen einen Delfin aber von Walhaien ist weit und breit kein Zeichen. Ja, wie s scheint sind die Götter gegen uns.  Auch wenn der Abend zugegebenermaßen äußerst nett ist und im Städtchen getrommelt und getanzt wird, uns reichts. Am nächsten Morgen brechen wir daher auf und erreichen Maputo, ohne Höhen und ohne Tiefen, aber vor allem ohne Tiefen ;-)

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