Seit unserem Aufenthalt beim Chris in Nairobi träumen wir von diesem einen speziellen Land – Namibia. Allein der Klang des Wortes löst romantische Vorstellungen von Wüste, Weite und Ruhe aus und in meinem Träumen bin ich schon zig mal mit einem Sandboard die Dünen gesurft. Nach einer erfolgreichen Durchquerung Südafrikas von Ost nach West und einer noch erfolgreicheren Reparatur Mulis in Pretoria befinden wir uns auf dem Weg durch die Kalahari. Hitze, Staub und Nichts … keine Menschenseele, nicht einmal eine Tierseele kreuzt unseren Weg und dann ist es soweit: Namibia!
In aller Herrgottsfrühe brechen wir auf zum Fish River Canyon und sind die ersten dort. Bis dato haben wir in Namibia kaum Menschen getroffen, ausschließlich Touristen auf dem Campingplatz, und so wirkt auch der Canyon unglaublich ausgestorben. Die Ruhe und die Landschaft sind wie Balsam auf der Seele und gemütlich spazieren wir umher. Der Canyon ist übrigens nach dem Grand Canyon der zweitgrößte der Welt.
Zurück am camp in Klein Aus Vista ist es leider zu windig und zu kalt zum Essen, weshalb wir mit Brot und Wein den Abend im Zelt verbringen. Abermals ist die Nacht mörderisch kalt, aber wir bereuen nicht dieses „andere Afrika“ auch erleben zu dürfen.
Nach einer Starthilfe für Muli und dem ersten Kontakt mit Danica und Leron begeben wir uns auf den Weg nach Soussousvlei, den bekanntesten Dünen der ältesten Wüster der Welt, der Namib.
Weite, Berge und ein unglaubliches Farbenspiel verzaubern die ohnehin schon malerische Landschaft. Die einzige Geräuschkulisse ist unser eigener Herzschlag. Auch wenn dieses Land nicht wirklich Afrika widerspiegelt, Naturschönheiten und Ruhe findet man hier im Überfluss.
Abends erreichen wir dann das Sesriem Camp, jausnen vor lauter Kälte im Auto und schlafen eingewickelt in sämtlichen Klamotten, die wir dabeihaben. Das Thermometer sinkt auf null Grad und wir fühlen uns vielmehr wie in Österreich im Winter, als in Afrika.
Nächster Morgen, halb 5 Uhr in der Früh. Wir parken als drittes Auto vor dem Eingangstor Richtung Dünen. Nach langen und äußerst erfrischenden Minuten des Wartens ist es endlich soweit: der Schranken wird geöffnet, aber was haben wir nicht dabei? Richtig, ein Ticket! Wir entschließen uns zur Fahrerflucht (bei der Haupttouristenattraktion Namibias), Andi steigt auf s Gas und wir brettern wie blöd durch den Eingang. Beide sind wir super nervös, aber so knapp vor m Ziel unserer Dünenträume scheint Umdrehen eigentlich undenkbar … und immerhin sind wir ja nicht im zivilisierten Europa ;-)
Mit unserem so völlig unauffälligen Muli bewegen wir uns 40 km mit 100 km/h fort, als wir vor einem ganz anderen und viel größeren Problem stehen: Die Radnabe lockert sich und beim Blick aus dem Fenster muss ich erkennen, dass uns unser linkes Vorderrad überholt.
Kleine Sünden bestraft Gott ja bekanntlich sofort, aber das es diesmal so schnell geht hätt ich nicht gedacht… gerade als sich der Blutdruck aufgrund unserer nicht bezahlten Einreise wieder stabilisiert, zieht nun also das Auto nach links und als wir endlich stoppen können, springt Andi aus dem Auto und rennt wie ein Verrückter hinter dem Rad nach.
Ein groteskes Bild wie Andi durch die Wüste unserem Vorderrad hinterherläuft, aber er holt es tatsächlich ein und als er umkehrt, sind wir eigentlich nur mehr fix und fertig.
Prompt treffen wir auf die Schweizer von gestern Abend, welche uns sofort mitnehmen. Yeah, dank ihnen erleben wir den Sonnenaufgang in den Dünen und sind erstmals nur sprachlos aufgrund der unbeschreiblich schönen Landschaft. Wir stehen vor der höchsten Düne der Welt, klettern rauf, frieren und mein Körper erfüllt sich einzig und allein mit Demut. Selten hat die Natur sowas bei uns ausgelöst, wir sind völlig im Bann der Wüste und können uns kaum an den aprikotfarbenen Sandhaufen satt sehen. Wie Kinder rutschen wir über den Sand, beobachten Vögel und die Welt ist kurzfristig völlig in Ordnung.
Endlich beim Zelt stürmen dann urplötzlich die 2 „Starthilfe-Südafrikaner“ auf uns zu - völlig aufgeregt, weil sie den Muli sahen, sich Sorgen machten und uns daher überall suchten. Wir plaudern und da einer Weiterfahrt nun wirklich nichts mehr im Wege steht, machen wir uns auf die Fahrt zu einer Schlucht, die auf dem Weg nach Solitaire liegt.
Abermals treffen wir 2 alte Bekannte, umgelegt auf den Reisezeitraum sogar richtig alte Bekannte: Corinne und Gereon, das Pärchen, welches uns in Äthiopien sosehr mit ihren Sozialprojekten beeindruckte. Die Freude ist groß, der Gesprächsstoff ebenso! Heiter und beschwingt rattern wir Stunden später weiter nach Soltaire, gönnen uns eine Cola und stehen abermals kurz vor einem Herzinfarkt: Mulis Radnabe ist wieder locker, kurzum das Vorderrad ist wieder locker! Zudem ist das Gewinde kaputt….
Andi spricht mit dem Mechaniker, doch hier in der Mitte vom Nirgendwo gibt es weit und breit keine Hilfe. Ziemlich entsetzt müssen wir feststellen, dass außer einer vorübergehenden „Reparatur“ nichts zu machen ist und so machen wir uns noch in der Dämmerung auf den Weg nach Swakopmund, der nächst größeren Stadt. 300 km Wüstenfahrt liegen vor uns und mit 40 km/h setzen wir den Weg fort. Wir fahren vorsichtig, dennoch ist das Rad locker. Langsam beschleicht uns Panik, kein Auto außer uns ist auf der Straße …
Mit nur mehr 30 km/h passieren wir einen Pass, wissend, dass hier ein Radverlust unseren Tod bedeuten kann. Wir sind fix und fertig, immerhin schon seit halb 5 Uhr morgens auf den Beinen und die Fahrt verlangt höchste Aufmerksamkeit. Die Batterien vom Radio geben den Geist auf, draußen herrscht ein Mega Sandsturm, es ist bereits dunkel und saukalt …
Verzweifelt versuchen wir uns mit Wortspielen und Singen munter zu halten, um 22 Uhr ist es dann jedoch soweit: das Rad löst sich, obwohl Andi die Nabe am Rad festgebunden hat um einen Nabenverlust und ein sicheres Steckenbleiben zu vermeiden. Im extremsten Sturm mitten in der Sandwüste springt Andi heute also bereits zum zweiten Mal dem Rad nach. Auch diesmal findet er es, aber unser Wagenheber kann das Auto nicht mehr heben. Der Sand versperrt die Sicht und der Wind scheint uns auszuheben, aber Andi schafft es irgendwie das Rad mit Nägeln abermals provisorisch zu fixieren. Wir sind am Ende – gerade noch einer Nacht in den Dünen entkommen starten wir mit 10 km/h weiter. Walvis Bay liegt nur mehr 20 km entfernt und wir müssen s irgendwo dorthin schaffen….
Um Mitternacht kommen wir dann auch tatsächlich an, ohne jemals eine Linkskurve zu fahren! Die Stadt ist dunkel, wir können keine Unterkunft finden, doch schließlich entdecken wir ein junges Pärchen, welches uns äußerst bereitwillig weiterhilft. 01:15 Uhr: wir haben eine Unterkunft, 01:30 Uhr: wir liegen im Bett und können kaum glauben, dass wir heil angekommen sind!
Abermals wird uns geholfen… der schwerreiche und rassistische Hotelbesitzer kutschiert uns in ein Cafe und später zu einem Mechaniker, bei dem wir den Tag verbringen. Am selben Tag können wir dann auch noch nach Swakopmund weiterfahren, unser Bungalow dort ist der Hammer, die Wüstenlandschaft ein Traum und bis halb 3 Uhr morgens betrinken wir uns mit so viel Wein, wie wir vertragen.
Zeitig in der Früh brechen wir auf nach Cape Cross … hunderte Robben und exponential so viel Gestank erwarten uns dort. So herzerwärmend der Anblick der Tiere auch ist, es zieht uns weiter. Bei 40 Grad und gravel road (in Namibia sind die Pisten wie Reibeisen) fahren wir weiter durch die Wüste, sehen ab und an armselige Häuschen und sterben vor Hitze. In Khorixas schlagen wir dann unser Zelte auf, um unserer ersten Touri-Tanzaufführung beizwohnen.
Das erste was wir dort erblicken ist ein badender Elefant in einem Wasserloch, zudem kreuzen Zebras, Giraffen und Gazellen unseren Weg, aber wir sind sehr spät dran und haben daher keine Zeit für Zwischenstopps. Punktgenau erreichen wir den Campingplatz bevor er schließt, stellen unser Zelt auf und spazieren zu einem Wasserloch, das bis 24 Uhr beleuchtet ist. Eine dreißigköpfige Elefantenfamilie nimmt dort auch schon ihr Bad ein, in Begleitung einer Hyäne und eines schwarzen Nashornes. Wir sind überwältigt und springen schnell zum Camp um etwas zu essen, als wir unsere Südafrikaner erneut treffen. Gemeinsam mit ihnen verbringen wir die Nacht am Wasserloch, umgeben von 3 Löwen und einem Schakal.
Trotz des frühen morgendlichen Aufbruchs (dreiviertel Sechs) oder gerade deswegen werden wir mit Tierbegegnungen belohnt. Fressende Löwen, Nashörner, Springböcke, Elefanten, Gazellen, Wildschweine, Zebras, Giraffen .. an Tierreichtum scheint s in der bekannten Etoscha Pfanne nicht zu mangeln.
Der Abschied von Leron und Danica fällt tags darauf schwerer als angenommen, deprimiert verbringen wir den Tag mit Schach spielen, fahren zum See und grillen zur Abwechslung Fleisch. Morgen kommt Lerons Freund und falls nichts mehr dazwischenkommt, sind auch wir morgen abreisebereit.
Wir warten schon seit Stunden, aber Lerons Freund taucht einfach nicht auf. Aber es kommt besser als gedacht. Wir machen einen deutschen Mechaniker ausfindig, der fixiert was noch fixierbar ist. An dieser Stelle sei zu erwähnen, dass richtige Hilfe für Muli ausschließlich in Kenia erfolgen kann. Die Ersatzteile und die Kenntnis über diesen alten Suzuki ist angeblich ein kenianisches Patent…
Auch an diesem Tag treffen wir wieder „alte Bekannte“: Lothar und Marion aus unserem kenianischen „Zuhause". Nie mehr zweifle ich an der Aussage, dass man sich im Leben zweimal trifft;-)
Eigentlich wollten wir in den Mahango Nationalpark, aber wir sind zu spät dran und landen im Ndepi camp, was sich als Glücksfall herausstellt. Gelegen am Okavango Fluss, ganz im Stil von Ökotourismus, genießen wir Busch-Duschen und Klos mit Flussaussicht. Wir vertreiben uns die Zeit beim Zuschauen von Flusspferden, holen uns allerletzte Botswana-Tipps und jagen einer grünen Mamba hinterher. Es ist spannend – wie immer!