Genau eine Woche nach dem ersten Geburtstag unserer heißgeliebten Sackratte (Bebsi Nelio, Edelstein, Osi, Lord Nelson) brechen wir zu unserer ersten Fernreise zu Dritt auf. Seit langem können wir wieder einmal in den Wintermonaten verreisen und entscheiden uns für Südafrika.
Das Wetter ist uns hold, der cape doctor, wie die Kapstädter ihren megalästigen, aber im Augenblick inaktiven Wind nennen bläst gerade nicht und so starten wir bereits am nächsten Tag zum Simons beach, wo wir eine Pinguinkolonie besuchen. Aber auch der Strand selbst ist ein nettes Ausflugsziel. Neli schließt in kürzester Zeit Bekanntschaften mit einigen sympathischen Afrikanern und er wundert sich anscheinend gar nicht über den dunklen Teint seiner neuen Spielgefährten, während wir die afrikanische Sonne genießen. Pünktlich zum Mittagsschlaf unseres Chefs klappern wir die scenic drives nach Kommetje und ans Kap der Guten Hoffnung ab, und am Nachmittag baden wir am bekannten Muizenberg Strand. Alles klappt hervorragend und der guten Laune nach zu urteilen, scheint es unserem neuen Reisebuddy in Afrika zu gefallen.
Natürlich darf in Kapstadt ein Besuch des Tafelbergs nicht fehlen und bereits am nächsten Vormittag starten wir zum bekanntesten Wahrzeichen des Landes. Wir erwarten uns nicht viel, immerhin sind die bekanntesten Attraktionen selten die attraktivsten, doch was den Tafelberg betrifft sind wir völlig begeistert. Tolle Natur, Hammer Ausblicke… die Ruhe dort oben lässt uns erstmals fühlen, dass wir wirklich in Afrika sind. Den Nachmittag verbringen wir dann wieder am Strand, diesmal nicht bei den weißen Haien sondern bei den Reichen und Schönen am Camps Bay. Auch die folgenden Tage vergehen mit einem guten Mix aus Aktivitäten und ruhigen Phasen. Wir besichtigen die Waterfront, schlemmen uns durch den Neighbourhood Markt, besuchen die Robben am Hout Bay, kurven entlang des Chapmans Peak Drives und spazieren durch den Botanischen Garten von Kirstenbosch. Kapstadt ist landschaftlich von traumhaften Stränden umgeben und eine unglaublich fotogene Stadt, die so schnell keine Langweile aufkommen lässt.
Nach einer Woche in Kapstadt fahren wir weiter nach Swellendam, eine kleine ausgestorbene Stadt, die uns grundsätzlich gar nicht begeistert. Umso cooler ist jedoch unsere Unterkunft dort, wir haben nämlich zu einem richtig niedrigen Preis ein Haus gemietet und zum ersten Mal in diesem Urlaub können wir abends einen leckeren braai bei Sternenhimmel genießen. Auch unser Ausflug in das Marloth Nature Reserve ist sehr nett, wir treffen dort auf rock dassies und Neli erprobt in unserem Garten seine ersten Schritte.
In Knysna, unserem nächsten Ziel, mieten wir uns dann wieder für länger ein. Die Umgebung bietet einiges an Ausflugszielen, außerdem stoßen wir an jeder Ecke auf richtig tolle Cafés mit Kinderspielplätzen, wo Neli nach unseren Wanderungen mit anderen Kumpeln spielen kann. So verbringen wir unsere Vormittage im Robberg Nature Reserve (wo wir Seelöwen und Delphinen begegnen), im Garden Route National Park, im Tsitsikamma National Park, am Markt in Harkerville, auf Thesen Island, in Wilderness und Goukama. Nachmittags geht es dann meisten zum Buffalo Bay surfen und Sand buddeln oder bei Schlechtwetter zu den Spielplätzen. An neuen Freunden ermangelt es unserem kleinen Weltentdecker jedenfalls nicht und mittlerweile sind wir als team richtig gut eingespielt.
Weihnachten naht und so langsam schnellen die Unterkunftspreise stündlich in die Höhe. Wie immer sind wir mega unentschieden und Vorbuchen ist leider so gar nicht unsere Sache, was unsere weitere Reiseroute keineswegs vereinfacht. Im Prinzip ist alles ausgebucht und so fahren wir nach Bonnievalle, wo es außer unserer Unterkunft und dem naheliegenden De Hoop Nature Reserve keinen Grund zum Hinfahren gibt. Beides ist jedoch für uns so richtig spitze… die Unterkunft bietet einen kleinen Garten und abgesehen vom abendlichen Grillen und dem Frühstück im Freien können wir auch endlich einmal Ball spielen. Auch das Nature Reserve lässt abgesehen vom Tafelberg das erste mal ein wenig Afrika Gefühl zu. Schöne Landschaft, Affen, Antilopen und Zebras … welch tolle Abwechslung zu den anderen Parks, deren Schönheit sich überwiegend auf die Küstenlandschaft bezieht oder wie der Tsitsikamma Park durch schwere Brandschäden stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Den Heiligen Abend verbringen wir aber nicht in Bonnievalle, sondern in Stellenbosch, wo wir uns in ein altes Herrenhaus auf einem Weingut einmieten. 300 qm Wohnfläche nur für uns 3, so werden wir in diesem Leben wohl eher nicht mehr residieren und was Weihnachten betrifft… abends einen braai (nach einer Wanderung im Nature Reserve und einigen Weihnachtsliedern für unsere Spatzi) gibt es definitiv nicht jedes Jahr.
Leider müssen wir nach 2 Nächten auch schon wieder aufbrechen, die Unterkünfte sind ausgebucht und wir probieren unser Glück mittels AirBnb in Kapstadt. Das Glück ist in diesem Fall jedoch anderweitig beschäftigt und wir stehen bis abends ohne Unterkunft in Kapstadt, am Feiertag, versteht sich. Für richtig viel Geld ergattern wir dann bereits relativ spät doch noch zu eine Unterkunft, die uns jedoch sehr an unseren ersten Indien Urlaub erinnert. Nelis Radius bezieht sich daher genau auf die Größe des Bettes und Waschen fällt flach, was für den Windelträger unter uns allerdings das geringste Problem ist. Außerhalb Kapstadts finden wir tags darauf dann endlich eine passable Unterkunft und mieten uns in eine Farm ein, ein richtig netter Abschluss unserer Reise. Neli lernt die Eselfamilie des Hauses kennen und nach Kapstadt ist es nicht allzu weit.
Mittlerweile sind Ausflüge ohnehin mehr oder weniger gestrichen, gefühlt steht nämlich das ganze Land im Stau, wir jedenfalls werfen unsere Nerven sowohl auf der Fahrt zum Lions Head, als auch zum Strand weg. Alles ist proppenvoll und der Kontrast zwischen Arm und Superreich lässt sich für uns nicht ausblenden. Die Strände, welche Kapstadt umgeben bzw. der Küstenabschnitt ist in diesem Teil des Kontinents spektakulär, aber ansonsten fehlt der Stadt einfach der flair. Schwarz und Weiß scheinen immer noch strikt in Bezirke getrennt und man merkt, dass hier die Apartheid am weitesten fortgeschritten war. Das afrikanische Chaos, die Lebenslust, die Händler und Märkte… eigentlich alles was zu Afrika gehört findet man hier als Tourist jedenfalls in den weißen Vierteln und bei den touristischen Attraktionen nicht. Dafür viel zur Schau gestellter Reichtum… protzige Autos, Luxusvillen, teure Kleidung, Schmuck usw.
Für uns ist Kapstadt eine Stadt, die wir sicher nicht mehr besuchen werden und deren Hype uns schleierhaft ist, dennoch haben wir unsere Familienzeit hier sehr genossen. Unser kleiner Schatz war eigentlich so gut wie immer gut gelaunt und hat sich als sehr kontaktfreudig erwiesen und wir haben viel gesehen und viel wichtiger noch, uns auch richtig erholt trotz Baby im Handgepäck.