Nur wenige Kilometer trennt die Meeresenge von Gibraltar Europa mit Afrika, doch diese kurze Entfernung genügt, um in eine völlig andere Kultur einzutreten. Nach knapp 4 Jahren setzen wir zum ersten mal wieder Fuß auf afrikanischen Boden und abermals werden wir nicht enttäuscht.
Berberfrauen mit ihren traditionellen Hüten preisen am Markt ihre Waren an und ein buntes Treiben aus Handwerkern, Händlern und Gläubigen prägen die Stadt. Auf der Weiterfahrt nach Oued Laou spürt dann unser Fred zum erstmals keinen Asphalt mehr unter seinen Reifen. Doch hier, so nahe an Europa, scheint die Zeit nicht nur hinsichtlich der Straßenzustände stillgeblieben zu sein. Esel, vollbepackt mit Heu und Stroh tragen die schweren Lasten und auch die Berberfrauen in ihren typischen Trachten schleppen schweres Gepäck. Strom ist nicht selbstverständlich für jedermann zugänglich, so wenig wie fließendes Wasser, welches aus Brunnen geholt wird. Freundlich wird uns zu gewunken und vor allem entdecken wir einen wahrlich schönen Platz zum Wildcampen.
Dann geht es für uns weiter nach Al Hoceima und von dort nach Ketama, dem Cannabis Anbaugebiet Marokkos und wahrscheinlich der Welt. Auf ganzen Landstrichen wird hier ausschließlich Cannabis angebaut und nach der Ernte im August bleibt hier niemand verschont. Vom Opa bis zum Enkel wird hier nicht nur selbst konsumiert, sondern jeder will zudem seine Ware loswerden. Sogar der Gegenverkehr beim Autofahren winkt noch mit Tütchen voll Haschisch - unglaublich. Unser nächster Stopp ist dann Fes, die älteste der vier Königsstädte. Hier lässt 1001 Nacht grüßen und auch wir sind so richtig fasziniert von dieser tollen Stadt. Die große Medina eignet sich ausgezeichnet um auch Menschen mit guten Orientierungsvermögen so richtig ins Schwitzen zu bringen, sehen doch alle diese kleinen engen Gässchen ähnlich aus. Aufgrund der Enge werden nur Esel als Transportmittel verwendet, welche sich mit unzähligen Menschen ihren Weg in die einzelnen Souks bahnen. Hier reiht sich eine Arbeitsstädte an die nächste und vorbei an Töpfern, Tischlern, Nähern, Messingbearbeitern, Färbern und allen erdenklichen Handwerksberufen stoßen wir immer tiefer in diese verwinkelte Stadt. Stolpern in eine Koranschule, gehen Neppern auf den Leim und erblicken dabei die armseligen und dreckigen Eigenheime der Bewohner und landen schlussendlich im berühmtesten Viertel – dem der Gerber. In verschiedenen Becken wird hier das Leder von Hand bearbeitet - keine Gegend für geruchsempfindliche Nasen ;-) So schlendern wir stundenlang einfach nur herum, beobachten die Menschen beim Produzieren, Weiterverarbeiten und Verkaufen, beim Karten spielen, Neuigkeiten austauschen, Beten und Geschäfte anbahnen, werden beschenkt mit Kostproben marokkanischer Köstlichkeiten und sind schlichtweg nur verzaubert.
2 Tage später machen wir uns dann auf den Weg nach Rabat, um unser Visum für Mauretanien zu ergattern. Fehlschlag! Haben wir doch das Opferfest der Muslimen vergessen, und wir haben uns schon gefragt was mit all den Hammeln auf und in den Autos wohl passieren mag ;-) Da Rabat zudem keinen Campingplatz vorzuweisen hat und uns die Lust auf weitere Tage am verdreckten Campingplatz am Strand Richtung Casablanca vergangen ist, kehren wir wieder nach Fes zurück und leiden stillschweigend mit den armen Schafen. Was folgt ist ein Ausflug mit unserem neuen Kumpanen Thomas zu den alten römischen Ruinen von Volubilis, eine eiskalte Nacht und allerlei Zusammenkünfte mit den Einheimischen. Simone probiert Henna, Andi repariert unseren virusverseuchten Laptop und irgendwann sind die Schafe gegessen und wir machen uns wieder auf den Weg nach Rabat. Wieder dauert die Visaangelegenheit länger als geplant (wir entscheiden uns gegen die Bakschisch-Variante), doch dafür lernen wir Alex aus Frankreich kennen und verbringen gemeinsam mit ihm und Thomas viele nette Stunden. 2 Tage später sind dann unsere Visa unter Dach und Fach und so gehts nach El Jadida an die Küste. Von dort weiter nach Essaouira, wo wir unsere Freunde aus dem Senegal wiedertreffen und von dort weiter nach Marrakesch.
Dort treiben wir uns bei den Schlangenbeschwörern, Kartenlegern, Geschichtenerzählern und Quacksalbern am ehemaligen Sklavenplatz herum, bewundern den Prunk im Palast eines ehemaligen Paschas, die Saaditen Gräber und natürlich die Abendstimmung mit den Garküchen und dem bunten Treiben. Den nächsten Tag verbringen wir dann mit der Suche nach Hilfe für unseren kaputten Spannungsumwandler und in Gesellschaft von Babykatzen und Pfauen.
Von Marrakesch beginnt auch unsere Fahrt über den Tizi n Tichka Pass in den hohen Atlas. Mit dem letzten Tropfen Benzin erreichen wir das alte Berber Lehmdorf Ait Ben Haddou, wo wir wunderschöne Kasbahs und Agadire besichtigen und wieder in den Alltag der Berber eintauchen. Am nächsten Morgen lernen wir dort nette Reisende auf archäologischer Bildungsreise kennen, frieren gemeinsam in ihrem Campingbus und düsen später doch noch in die Todhra Schlucht. Schön! Entlang toller Kasbahs und Dattelpalmen Haien fahren wir in Serpentinen immer tiefer in die Schlucht. Rote Steilwände kennzeichnen dieses tolle Klettergebiet, doch leider lädt das Wetter nicht zum Sporteln ein. Entgegen unserer Erwartungen ist Marokko nämlich im Winter bzw. Herbst so richtig kalt, vor allem in diesen Höhen. Uns frieren ab 5 Uhr beinahe Hände und Füße ab und vor allem die Nächte erweisen sich hier als bitter kalt. So entscheiden wir uns nicht nur gegen das Surfen, sondern auch gegen das Klettern und sehnen uns nur noch nach einem: Sonne. Also streichen wir unsere geplante Tour durch den hohen Atlas und machen uns auf den Weg nach Alnif und weiter nach Nekob. Unsere Fahrt begleiten Kasbahs der Chleuh Berber, bizarre Natur und dann fahren wir auch schon durch die ersten mini Dünen am Rande der Sahara. Auch dort ist die Nacht kalt, aber ein wunderschöner Sternenhimmel entschädigt alles Frieren und gemeinsam mit Ibrahim erfreuen wir uns an der schönen Szenerie.
Den darauffolgenden Tag beginnen wir damit, Luft aus Freddis Reifen abzulassen, denn schließlich wollen wir heute seine Wüstentauglichkeit testen. So fahren wir in Mhamid los, Kompass und Karte einsatzbereit, und stellen auch sogleich fest, dass die richtige Spur zu finden gar nicht so einfach ist. Doch wir haben uns nicht geirrt und so gehts über die ersten Sanddünen, entlang ausgetrockneter Oueds und Dornbüschen bis hin zu einer weiteren Dünenlandschaft. Vorbei an Nomadenzelten, Kamelen, einer Oase und immer mehr werden wir vom Wüstenfieber gepackt. Ab dem lac Irici bis nach Tata taucht dann wieder eindrucksvolles Gebirge auf und vollbepackt mit Sand stranden wir abseits der Straße, wo wir unser Nachtquartier aufschlagen, aber von heftigem Wind gequält werden. Sogar die Zähne knirschen vor Sand, aber abermals entschädigt der Sternenhimmel sämtliche Strapazen. Am nächsten Morgen gehts dann erstmals für heißen Tee in ein kleines Cafe und anschließend weiter nach Ilhmane. Diesmal säumen bunte Gesteinsformationen a la den quebradas in Argentinien unseren Weg und die Gewänder der Berberfrauen zeigen bereits Ähnlichkeiten mit den Saharawis.
Bewohnte Kasbahs, Gebirge mit vorgelagerten Dattelpalmen Oasen - bis schließlich ein Reifenplatzer die Idylle trübt. Doch nicht nur wegen dem Reifen, auch wegen den Stoßdämpfern und dem Getriebeöl schlagen wir doch noch den Weg nach Agadir ein. Eine Enklave von überwinternden Pensionisten, doch ehrlich gesagt ist es wirklich nett hier. Während Freddi in der Werkstatt steht fühlen wir uns hier äußerst wohlbehütet und lernen Helga und Gisel lernen, die uns nicht nur Einlass in ihr Zelt gewähren, sondern uns auch sonst stets mit Rat und Tat zur Seite stehen.