Wider Erwarten erhalten wir ein Einreisevisum für den Senegal, ein Land das sich besonders an der Grenze zu Mauretanien den Ruf der korruptesten Grenzbeamten im westlichen Afrika  eingeheimst hat. senegal 06

Map_Senegal

Vielleicht liegts daran, dass wir von Mali aus einreisen, vielleicht an dem sympathischen Botschaftsmitarbeiter - wie auch immer, wir haben im Gegensatz zu Mali (wo wir einfach von Burkina ohne Visum über die Grenze sind ) ein gültiges Visum in der Hand! Erst vor ein paar Stunden sind wir einem Unfall mit einem Motorradfahrer nur knapp entgangen und nun - nach etlichen Verhandlungen an der Grenze über die Dauer unseres Aufenthaltes - holpern wir mit einem 3löchrigem Vorderreifen durch die pralle Hitze. Das Thermometer misst 48.5  Grad und wir beneiden jeden , der im Besitz eines Autos mit Klimaanlage ist ;-).

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Unser Ziel ist Kolda, das wir sogleich auch am nächsten Morgen (nach Wiederauffinden unseres Nummernschildes ;-) ansteuern. Der löchrige Asphalt gleicht einem Schweizer Käse und Andi manövriert den Freddi über und durch die Schlaglöcher, doch die Straßenbedingungen lassen kaum Geschwindigkeit zu. Halb 2 und endlich: Kolda! Wir wissen, dass  die Region der Casamance speziell im Augenblick für negative Schlagzeilen sorgt, wurden doch erst letzte Woche 15 Soldaten umgebracht und einige Raubüberfälle verübt. Aber es hilft nichts, Kolda ist der Eingang in die Cassamance und  eine andere Route stellt sich nicht oder ist noch gefährlicher, und so erkundigen wir uns dann auch sogleich beim schwer bewaffneten Militärcheckpoint über die Lage.

Nervenkitzel gehört ja seit geraumer Zeit zu unserem täglichen Brot und es ist erst halb 2, sprich genug Zeit um noch bei Tageslicht zu unserem  Ziel zu gelangen. Also fahren wir los  nach Bignona, der Stadt der Rebellen, wo wir auf 2 Militärpickups mit einigen geladenen Maschinengewehren stoßen. Nett zwinkert uns ein Typ unter seinem Helm zu und beinah fühlen wir uns wie in einem Abenteuerfilm als wir feststellen, dass der Freddi Luft verliert. Nein! In der Rebellenhochburg wo eh schon kein Mensch durchfährt müssen wir bleiben um den Reifen zu reparieren - nein, nein, nein. Bei der Tankstelle direkt bei der Ortseinfahrt stehen wir also und trauen unseren Augen kaum: wir werden vom Militär umzingelt! 2 Typen stehen mit einem Maschinengewehr vor unserem Auto und das Militärfahrzeug zeigt mit weiteren Maschinengewehren auf die Straße - sicherer war Reifenwechseln noch nie ;-)))

So warten wir also einige Zeit auf unseren geflickten Reifen, quatschen mit den Leuten  und kriegen dann doch einen leichten Stress- hier bleiben können wir nicht und nun ist es bereits halb 5 Uhr. Eine Stunde später - halb 6 - geht es dann endlich weiter. Jeden Meter stoßen wir auf schwer bewaffnetes Militär, manchmal auf rein taktisch-strategische STraßenblockaden , dann passieren wir einen schußbereiten Panzer und irgendwann erreichen wir die Abzweigung nach Kafountane. Weiter 24 km und dann endlich der letzte Soldat, der uns sogleich vor dem heute stattfindenen Karneval warnt. Uff!  Wir fühlen uns wie nach dem Krieg aber dennoch muss man anmerken, dass sich der Rebellenaufstand (es existieren 3 Rebellengruppen in der Casamance ,von der nur eine gegen die Regierung gewaltsam agiert) auf die unmittelbar bevorstehenden Wahlen richtet. Somit besteht eigentlich auch keine Lebensgefahr für die Zivilbevölkerung, nur die Gefahr des Raubes (Auto) ist extrem hoch. Vor allem die Straßenblockaden, bei denen nicht ersichtlich ist ob sie vom Militär oder von den Rebellen stammen, stellen ein erhöhtes Risiko dar.

Unsere Angst bezieht sich daher nicht auf unser Leben oder unseren Tod, vielmehr wollen wir vermeiden ohne Freddi im Senegal festzusitzen. Endlich angekommen quartieren wir uns im Garten einer netten deutschen Auswandererin ein und erfahren, dass die Rebellen erst vor kurzem ein kleines Dorf in Brand gesteckt haben. Kurzum die Bilanz ist 3 Angriffe pro Woche und wir waren glücklicherweise nicht dabei! Nach der Tötung zweier Riesenspinnen und der damit zusammenhängenden Vernichtung unseres guten Karmas spazieren wir schließlich ins Dorf um uns abends eine Darbietung megageiler Trommlergruppen anzusehen. 

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So wenig Touristen hier auch sind, einen kennen und treffen wir - Günther ! Das ist wirklich eine Freude, haben wir uns doch das letzte mal in Mauretanien getroffen! Auf dem Heimweg besuchen wir dann noch den Bäcker der uns mit Brot beschenkt und beschließen uns morgen einen entspannten Tag zu gönnen.  Was für ein Gefühl! Wir springen ins kühle Nass, treffen zu Sonnenuntergang Günther, sehen uns abends Musikgruppen an - so einen ruhigen Tag hatten wir wahrlich schon ewig nicht mehr.  Da Andi schließlich erkrankt folgen  weitere Urlaubstage, wir grillen frischen Fisch mit Steffi unserer "Vermieterin", werden tagsdrauf von einer weiteren Auswanderin zum Essen eingeladen (die vor allem auch Interesse am Freddi bekundet und ihn ev. kaufen will ), entspannen in der Hängematte am beach bei Dominik und fühlen uns in dem Dorf schon beinah heimisch.

Gerade hier im Senegal, wo wir es weniger als in den vorher bereisten Ländern vermuteten, erfahren wir auch viel Interessantes über den von den Einheimischen praktizierten Animismus, Marabouts und Figuren, von denen einige sogar das Recht zu töten haben. Doch was nicht von statten geht ist der geplante Verkauf vom Freddi (was uns einen schnellen Heimflug von Dakar ermöglicht hätte)und so bleibt uns nur der Aufbruch nach Gambia. Andererseits hängen mittlerweile sogar schon Warnungen für die Fischer, nach 18 Uhr nicht mehr aufs offene Meer rauszufahren, überall wird über Putschversuche gemunkelt und vielleicht ist es ja gar nicht so doof nicht mit großen Mengen Bargeld herumzureisen. So verbringen wir einen letzten Abend beim Carneval, lauschen den Djembe-Trommlern und den Kora-Spielern und fahren nach Banjul/Gambia.

Auch in Gambia klappt unser Autoverkauf nicht, dafür treffen wir wieder eine Menge netter Leute. Nach gescheiterten Verhandlungen mit einem Araber, der uns jedoch täglich auf's neue mit seinen Moneten vertröstet, reisen wir abermals in den Senegal ein. Schön ist's, nochmals mit Freddi irgendwo in der Wildnis zu campieren und wir geniessen die letzten dieser Abende. In St. Luis - das schon mehr an Europa als an Afrika erinnert - erreichen wir die unter Afrika-Fahrern bekannte Zebrabar. Schön ist's hier, direkt am Meer gelegen mit einem Schutzgebiet für die Zugvögel.

Andi schnappt sich sogleich das Windsurfboard, ich mir das Kajak und wir plantschen im kühlen Nass. Auch der Weg via dem Diama Damm gestaltet sich als sehr schön, passieren wir doch einen Feuchtgebiet mit Unmengen von Vögel und Warzenschweine. Ein Highlight nach der kargen Sahellandschaft. Weiter geht s entlang  wunderschöner orangefarbener Dünen und Nomadenzelten - schon längst hat Simone ihr Kopftuch wieder gebunden und die Hauptstadt von Mauretanien ist nicht mehr weit.  Zu kurz waren wir im Senegal um viel über dieses Land aussagen zu können, dennoch, ganz verstehen können wir den Hype um den Senegal nicht. Uns persönlich haben Länder wie Mali oder auch Mauretanien mehr beeindruckt und auch als Badedomizil wären für uns weder Gambia noch der Senegal die erste Wahl. Doch eines steht auch fest, solche Trommler wie im Senegal haben wir bisher noch nirgendwo angetroffen!

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