Nach unserer Asien Reise im Jahr 2004 – welcher wir einen Tribut hinsichtlich des Magen/Darms zollten – oder eigentlich nach einem monatelangem Magenaufbauprogramm sind wir sozusagen körperlich wieder vollkommen auf der Höhe und wollen die Erfolge des österreichischen Gesundheitssystems auch sogleich praktisch auf die Probe stellen, und dazu eignet sich ja bekanntlich kaum ein Land besser als INDIEN….India 67

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Also geht s  für uns im Juli und August 2005 wieder mal östlich, diesmal mit Zielflughafen Mumbai. Bereits die Ankunft bzw. der Besuch der Flughafentoilette lässt uns vermuten, dass diese Reise andere Herausforderungen mit sich bringen wird. Nachdem wir uns dann am stillen Örtchen unseren Weg über die überall herumliegenden Frauen und Kinder bahnen, beschließen wir  vorerst nur kurz in die Hauptstadt Südindiens einzutauchen, und uns stattdessen ein Ticket gen Süden zu besorgen.

So landen wir in Trivandrum in der Region Kerala, wo bereits das erste Abendmahl unsere Mägen auf harte Proben stellt…als Indienneulinge sind wir uns der lebensrettenden Beilagen wie Naan, Chapati oder Reis noch nicht bewusst, schliessen dafür aber sofort erste Bekanntschaften bei unserer Menü-Wahl: „extra hot – und ohne alles“…
Kerala, eine Region die man in Indien beinahe schon als eine Oase der Ruhe, verglichen mit dem Lärm und Glamour in Mumbai, bezeichnen kann, beeindruckt uns dann nicht nur beim Essen, sondern offenbart beeindruckende Landschaften mit viel Natur und tollen indischen Traditionen. Wir schliessen auch sogleich Freundschaft mit einem indischen Mädchen, mit prompter Einladung zur bevorstehenden Hochzeit (bei welcher sie mit ihren 12 Jahren einen ihr vollkommen Fremden mit knapp 50 Jahren heiraten muss) und verbringen viele unterhaltsame Abende in den hinduistischen Tempelanlagen von Kovalam.

Die nächste Station unserer Reise führt uns via Kochi über Kollam nach Vypeen Island und weiter über eine Passstraße ins Gebirge von Pollachi, wo die Männer kilometerweite Fußwege zur Holzbeschaffung zurücklegen und die Frauen auf den Teeplantagen in mühsamer Arbeit händisch den Tee ernten. Der Bekanntschaft eines indischen Philosophen verdanken wir dann auch nette und geistreiche Abende, bei Diskursen über die westliche und die östliche Philosophie.

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Der  nächste Stopp ist die heiligste Tempelanlagen Südindiens in Tiruvannamalai, gewidmet der Verehrung von „Shivas feet“. Eine heilige Stätte, die uns sofort in den Bann zieht und alle bisher bekannten Tempelanlagen in den Schatten stellt. Pünktlich zum jährlichen Großfesttagsakt sind wir also mit von der Partie, obgleich wir dank aller restlos ausgebuchten Zimmer, unsere Unterkunft mit zahlreichen Kakerlaken und anderem Getier teilen. So nehmen wir eine Weile lang an den Zeremonien teil, welche die Stadt Tag und Nacht durchströmen, und eingetaucht in die wunderbare Welt des Hinduismus und mittlerweile Kenner der Gottheiten, erleben wir so viel Fröhlichkeit und Herzlichkeit, wie kaum jemals irgendwo anders auf der Welt…
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Hier, in diesem ganz speziellen Ort auf dieser Welt tauchen wir dann auch noch weiter in die Tiefen der Spiritualität ein, par excellence mit einer Reinigung und einem Meditationsweg, und erleben ein Abenteuer der ganz anderen Art.

Mental frisch gestärkt setzen wir dann einige Zeit später die Reise fort nach Aureville und von dort nach Pondicherry, einer kleinen Stadt mit französisch anmutendem Charme, in welcher wir uns allerdings nur für eine kurze Weile aufhalten. Geplant ist ein Besuch unseres indischen Freundes in Madras, doch bereits in Aureville bleiben wir wieder länger als geplant, da wir die Bekanntschaft eines Gurus machen, Zeit in seinem Haus verbringen und die Bedeutung von Gurus für die Bevölkerung verstehen lernen. Erst nach der Erfahrung eines Ashrams und vielen weiteren schönen Stunden in Tempeln setzen wir dann endgültig unseren Weg nach Chennai fort.

Auch wenn man sich weder der Religion, Spiritualität oder Esoterik verschrieben hat, so erscheint vieles in diesem Land unter einem ganz anderen Blickwinkel. Im lauten, dreckigen Indien mit der zweithöchsten Bevölkerungsanzahl der Welt, scheint innere Ruhe das Überlebenselixier zu sein… Die Religionen (und was Religionsgemeinschaften betrifft zählt Indien fix zu einem Land der Superlative) mit den überwiegenden Anhängern im hinduistischen und buddhistischen Glauben, tragen in punkto Meditation sicherlich ihren Teil bei, dennoch – in Indien scheint die innere Ruhe ihre Heimat oder ihren Ursprung gefunden zu haben.

Mag es an den vielen neuen Eindrücken liegen oder an der so gänzlich unterschiedlichen Kultur, langsam beginnt diese Reise auf uns zu wirken, uns emotional so richtig zu ergreifen.

Schon alleine die Freundschaft  zu einem für unsere Vorstellungen immens reichen Brahmanen, und auf der anderen Seite das Miterleben des Lebens der nicht privilegierten Menschen wie der Unberührbaren, oder auch einfach nur der Frauen, zeigen uns eine Kluft, deren Ausmaße für uns schwer begreifbar sind.
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Schließlich wird der  Reisende mit dem Kastensystem täglich konfrontiert… im Zug, wo Frauen am Boden sitzen und die Reste des Mahls vom Mann vertilgen… in der Stadt, wo Kinder verstümmelt werden um beim Betteln gutes Geld zu erzielen… sogar selbst ist man betroffen, wenn man zB als Frau eine Mahlzeit oder einen Tee bestellen möchte und nichts serviert bekommt. Erst nachdem der Mann bestellt, wird selbiges (!) Essen gereicht…

Täglich liest man in Zeitungen von Unfällen, bei denen Frauen in der Küche verbrennen.  Resultat der dort üblichen Zwangsheirat, bei der Scheidung nicht vorgesehen ist. Der Zusammenhang zu den vermeintlichen Unfällen liegt jedoch nicht in der mangelnden Liebe, sondern in der Gier, da bei jeder Hochzeit der Vater der Braut eine ordentliche Mitgift zu bezahlen hat… bei jeder…

Diese klare Rollenverteilung im täglich Leben und die damit einhergehende unsägliche Chancenlosigkeit für einen Großteil der Bevölkerung machen Indien zu einem Land, das einem oft anwidert, ekelt, fasziniert -aber eben keinesfalls unberührt lässt. Zudem ist es gewöhnungsbedürftig, dass sich das Leben, das Kochen und das Waschen an Ufern von Flüssen abspielt, in denen alles tot ist und sich kein Fisch mehr tummelt.

Kurzum, Indien prägt sich in das Bewusstsein des Reisenden.

Nach Chennai, Pollochi und Vellore ist unser nächstes Ziel DIE Stadt im Hinblick auf Computertechnologie – Bangalore. Im Antlitz nicht anders als andere indische Städte, welche wir bis dato besuchten, dennoch befindet sich hier das Herz des Reichtums und Fortschritts. Hier werden die Spezialisten in der IT Branche ausgebildet, welche eben auch im Westen Spitzenpositionen bekleiden.

Wir wollen jedoch mehr an östlicher und weniger an westlicher Kultur erleben, und setzen unsere Reise nach Mysore fort, wo wir, eingeweiht in die Kunst des Räucherstäbchendrehens, diese auch tonnenweise kaufen.

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Wieder Richtung Westen nach Mangalore, verläuft unsere Reise langsam wieder dorthin zurück, wo wir einige Woche zuvor gelandet sind. Doch davor fahren wir nach Goa und empfinden dort das erste Mal wieder so richtige Entspannung, nicht einmal die heiligen Kühe, welche den Strand mit uns teilen, kommen uns dabei in die Quere.

Letzte Station unserer Reise, diesmal mit mehr Zeit und weniger Überschwemmung und totem Kadaver, ist Mumbai. Ich habe es noch nicht erwähnt, aber bei der Ankunft im Juli führten starke Regenfälle und Überschwemmungen zu verheerenden Folgen für Mensch und Tier und es konnte passieren, dass eine tote Kuh einfach um die Ecke geschwappt wurde.

Dies ist diesmal anders… wir fahren mit dem Zug durch den größten Slum in Asien, ersticken dabei beinah vor lauter Luft anhalten, sehen Kinder auf Bahngleisen spielen, sich die Zähne putzen – einfach leben….

erleben in der Nacht die Menschen auf Pappkartons schlafen, den morgendlichen Gesang in der U-Bahn und erfahren nochmals was es heißt, zu feiern: Ganesh day findet gerade statt und die Menschen versenken all ihre Ganesh-Statuen in den Fluss…

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bespritzt mit bunter roter Farbe und immer noch das dritte Auge ins Gesicht gemalt, steigen wir in unseren Flieger…
 

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